1864 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: Nagel, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Vii. Zeitraum. Das deutsche Reich unter Lothar Iii. rc. 115
Langsam, aber kräftig und gesund im Kern war der Baum unter
Stürmen und Gefahren herangewachsen. Da trat der Meister Herrmann
von Salza als sein Pfleger auf, iñn ihn zu mächtiger Riesengröße empor-
zuheben, in der er sich unter seiner Waltung über Länder und Völker
des Morgen- und Abendlandes verbreiten und verzweigen sollte. Keiner
ahnete, daß mit dem Tage, als Herrmann von Salza in dem sang-
reichen Thüringen geboren, dem Orden vorgesetzt ward, für ihn eine
neue, große, glückliche Zeit begann. Kaum aber waren einige Jahre
vorüber,.so wußte Jeder, welch' ein tugendreicher und starker Held als
Meister in Herrmann an der Spitze des Ordens stand. Seine Be-
sitzungen in Deutschland wuchsen an Zahl von Jahr zu Jahr; in Oesterreich,
im Salzburgischen, in Halle an der Saale, im Thüringerlande, in Koblenz
und bald auch an mehreren andern Orten heimle er sich in den ihm verlie-
henen Gütern und Häusern an: und alle diese ansehnlichen Besitzungen
des deutschen Ordens im ganzen Umfange des römischen Reiches nahm
Kaiser Otto Iv. nicht nur in seinen kaiserlichen Schutz, sondern ge-
stattete sogar, daß jeder freie Lehnsmann, Ministerial oder wer sonst
vom Reiche Lehen trage, etwas von seinen Lehensgütern in Betracht der
frommen Verdienste den deutschen Ordensrittern übergeben oder auch ver-
kaufen dürfe. Die schönste Blüthenzeit des Ordens begann aber erst,
als sein königlicher Gönner und Beschützer, Friedrich Ii., den Kaiserthron
bestieg. Es verging nunmehr kaum ein Jahr, in welchem er nicht bald
vom Kaiser, bald vom päpstlichen Stuhle mit irgend einer Begünstigung
oder einem Vorrechte belohnt und erfreut wurde, denn beide wetteiferten
in seiner Erhebung und Begnadigung.
So stand Herrmann von Salza, der Hochmeister, da, hochausge-
zeichnet vom Kaiser und vom Papste, hochgeschätzt von allen Fürsten des
Reiches, weit berühmt und gepriesen wie im Abend- so im Morgenlande,
und so stand sein Orden da, verbreitet in zwei Welttheilen, reich begabt
mit Gütern und Besitzungen im Orient und Occident, in Italien, in
Sicilien, in Siebenbürgen, in den Niederlanden, vornehmlich in den
Rheinlanden, in Baiern, Oesterreich, Franken, Thüringen, Hessen und
und andern Gegenden Deutschlands, und alle diese Länder weit verzweigt
in seiner Glieder Zahl, überall gesichert durch bedeutende Einkünfte,
durch zahlreiche Privilegien und Vorrechte, befreit von allen Lasten und
Beschwerden, die das Leben drückten, und im Besitze seiner Einkünfte
und Güter beschützt und gesichert durch die Gunst und das Wohlwollen
der beiden Häupter der christlichen Welt, dabei berühmt durch seine Tapfer-
keit in den Kämpfen mit den Feinden des Glaubens und hochgeachtet
unter den Menschen durch seine Verdienste um Milderung menschlichen
Elends; so stand er da, als ums Jahr 1226 seiner im Norden ganz
neue Schicksale warteten und eine neue Welt der Thätigkeit sich für ihn
erössnete.
Damals nämlich war es, als der Bischof Christian von Preußen sein
Auge auf die Beihülfe des deutschen Ordens richtete. Herzog Konrad
von Masovien hatte Christians Rathe, diesen Orden zum Schutze des Bis-
thums im Kulmerlande und zur Sicherstellung seiner Grenzen gegen die
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