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1. Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus - S. 178

1864 - Hildburghausen : Nonne
178 Xiii. Zeitraum. Bom span, bis zum öüerr. Erbfolgekriege rc. dort versammelt. Bei seinem Anblicke fuhren sie erschrocken zusammen. „Laßt euch nicht stören," sagte er mit scheinbarer Heiterkeit, „ich habe im Vorbeifahren helles Licht im Hause gesehen und eine Gesellschaft ver- muthet; so bin ich denn hereingetreten, um noch ein Gläschen mit euch zu trinken!" Die Verschworenen faßten sich, indem sie glaubten, der Czar wisse nichts von ihrem Vorhaben; sie tranken ans seine Gesundheit und Peter thal tapfer Bescheid. Endlich winkte ein Strelitz dem Sokownin und flüsterte ihm zu: „Es ist Zeit, Bruder!" — „Noch nicht", erwiderte dieser leise. Das hörte Peter. „Für mich aber ist es Zeit, Schurke!" Ichrie er, sprang auf Sokownin los und schlug ihn nieder. Gerade jetzt, mit dem Schlage elf trat der Hauptmann mit seinen Soldaten ein. Die Empörer wurden gefesselt und zu ihrer Bestrafung ins Gefängniß abgeführt. Peter aber kehrte zur Gesellschaft bei Lefort zurück und ver- kündete den Staunenden, welch' großer Lebensgefahr er entgangen sei. Peter machte, um mit den europäischen Einrichtungen und mit den Werken der Künste und Gewerbe durch eigene Anschauung bekannt zu werden, wiederholte Reisen in die westlichen Staaten. Er besuchte Preußen, Deutschland, Holland, England und Frankreich. Ueberall begab er sich in die Werkstätten der Künstler und Handwerker, ließ sich alles zeigen und erklären und stellte selbst in den verschiedenen Arbeiten Ver- suche an. Ja in Holland, wo man zu Saardam noch die Hütte zeigt, die er durch viele Wochen bewohnte, verrichtete er, indem er sich für einen gemeinen Russen ausgab, alle Arten von Schisfszimmermannsarbeit, hörte dabei aber nicht auf, in fortwährendem Briefwechsel mit seinen Ministern zu bleiben. Mit Hülse der erworbenen Kenntnisse ließ er sofort in Amsterdam ein Kriegsschiff von 60 Kanonen unter seiner Auf- sicht bauen, und nachdem er es mit Seeleuten, Bauleuten, Künstlern und Offizieren versehen, schickte er es nach Archangel. Ueberhaupt sendete er alle Arten von Waaren und von Modellen nach Hause, damit seine Russen einen Begriff von der europäischen Cultur erhielten. Er nahm fremde Gelehrte, Künstler, Handwerker, Militärs, einst 500 Engländer auf einmal in seine Dienste, damit diese ihm sein Volk unterrichten hülfen. Er legte Buchdruckereien und Schulen aller Art an, ließ die vorzüglichsten Bücher des Auslandes in die russische Sprache übersetzen und munterte befähigte junge Männer aus den höhern Ständen auf, ihrer Bildung wegen ins Ausland zu reisen. Ja er ging noch weiter: er suchte auch das Familienleben, das Leben der Einzelnen unizugestalten; er befahl förmlich den Russen, ihre Frauen nicht mehr als Dienerinnen nach asiatischer Weise zu behandeln, sie vielmehr mit in die Gesellschaft zu bringen, damit feinere Sitten sich verbreiteten. Die Männer der höhern Stände mußten ihre langen Bärte und Röcke abthun und sich nach europäischer Art kleiden; selbst die Landleute mußten bei ihrem Ein- tritt in die Stadt, wenn sie lange Bärte trugen, eine Abgabe deswegen entrichten. Ein Hauptaugenmerk richtete Peter auf den Seehandel und auf das Kriegswesen. Da er wohl erkannte, daß Rußland durchaus kein Glied in der Kette der europäischen Staaten werden könne, wenn es nicht
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