1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Zweiter- Zeitraum.
gehorchten. Er selbst legte großes Gewicht auf bicfeu Erwerb
der Kaiserwürde, als der bequemsten Einigung so vieler fast
ungefügiger Massen und so vielfach durch einander geworfener
Interessen. Und so wenig hatte er sich mit diesem erzielten
Eindrücke verrechnet, daß die Wirkung desselben auch nach sei-
nem Tode fast bis auf den heutigen Tag- selbst nach der Thei-
llmg der Gewalten, mehr durch eine ehrfurchtsvolle Geltung-
als durch wirkliche Macht, fortbestanden hat.
Karl blieb bis Ostern in Italien und begab sich darauf
in sein Reich zurück, wo er dann auf einein Reichstage zu
Aachen von den sammtlichen Vasallen neuerdings den Eid det
Treue auf den kaiserlichen Namen schwören ließ (I. 803).
Der unangenehmste Schatten in dem erhabenen Glanze
der Kaiserkrone blieben aber stets noch die unbesiegten, oder
wenigstens nicht beschwichtigten Sachsen, welche außerdem ge-
genwärtig mit ihren nördlichen Nachbaren in freundschaftlichere
Verhältnisse zu kommen begonnen und dadurch am Ende noch
leicht eine rächende Geißel ihrer niedergetrctenen Freiheit hätten
werden können.- Godofried, König det Dänen, war dieser Freund
in der Noth und hinter ihm saßen noch mächtigere Freunde in
dem heutigen Schweden, Norwegen und Jütland: rohe, un-
gebändigte Naturen, in der eignen Heimat nicht hinlänglich
versorgt und deshalb größtentheils vom Raube fremder Völker
lebend. Die Nord- und Ostseeküsten waren ihren Landungen
am häufigsten ausgesetzt und die namenlosen Horden erhielten
von den Beraubten die Benennung Normannen. Zu dieses
Volkes Stamm gehörte auch Godofrid, den Karl an sich schon
mit scheelen Blicken ansehen und noch mehr, wenn in Gemein-
schaft mit den Sachsen, für des Reiches Sicherheit und Ruhe
fürchten mußte. Also beschloß er, den wirren Zustand im Sach-
senlande jedenfalls zu beendigen. Und so unerwartet war der
Schlag, den er führte- daß Sachsen bereits ohnmächtig zu Boden
lag- als Godofried noch zu dessen Hülfe herbeieilen zu können
meinte. Darauf erfolgte im Jahre 804 2er Frieden zu Selz,
welcher die Sachsen zwar in ihrer nationalen Eigenthümlichkeit
und bei ihren Gesetzen und Gewohnheiten ließ, sie aber nichts
desto weniger dem Frankenreiche dauernd einverleibte. Die bis^
herigen Grundeigenthümcr würden lehenpflichtige Leute, alle
kamen unter fränkische Grafen und Beamte, und die Wider-
spenstigen wurden nicht geschont- indem sogar ihrer 10,000 von
der dänischen Grenze an den Rhein verpflanzt wurden. Die
Hauptbedingung aber war die Annahme des Christenthums und
Entrichtung der Zehnten an die geistlichen Herrn, welche Ab-
gabe von jeher ein gewaltiger Stein des Anstoßes gewesen war.
Die Mit den Sachsen verbunden gewesenen Friesen hatten glei-
ches Loosd Gegen die Danen und Normannen waren indeß