1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Ludwig der Fromme. Theilung des Reiches. 105
für den Augenblick ohne Grund war. Jndeß änderten sich auch
die Verhältnisse mit Rom, da Leo bald starb und Stephan, dessen
Nachfolger, dem Ludwig eine freundschaftlichere Seite bot, ihm von
feiner Erhebung Anzeige machte und bald selbst nach Frankreich
kam, wo er an ihm und feiner Gemahlin Jrmingarde zu Rheims
die Krönung wiederholte.
Ein Kriegszug. welchen Ludwig gegen die Normannen zu
Gunsten der von Godofried's Söhnen vertriebenen Dänischen
Könige, Hariold und Neginfried, unternahm (I. 818), war
eben fo wenig glänzend als folgenreich, wenn nicht etwa da-
durch, daß Hariold in Folge dieser erwiesenen Freundschaft
und mit ihm viele Dänische Große später den christlichen
Glauben annahmen, indem sie zu Mainz die Taufe empfingen
(I. 826).
Eine Quelle vieler Leiden eröffnete sich Ludwig aber durch
die frühe Theilung des Reiches unter feine drei Söhne (1,817).
Demzufolge eihielt Ludwig Baiern, Pippin Aquitanien, beide
jedoch mit Erweiterung der Grenzen, und Lothar den übrigen
Theil des Reiches mit dem Kaisertitel, damit in letzterem die
Einheit des Ganzen erhalten würde, während erstere, wie auch
Bernhard von Italien, ihm unterthan bleiben sollten. Pippin
wurde sofort nach Aquitanien geschickt, Ludwig aber blieb noch
am Hofe, und Lothar nahm Theil an der Regierung des Va-
ters. Durch diese Theilung fand sich nun zuerst Bernhard
von Italien, der als der Sohn des älteren Bruders von Lud-
wig mehr Ansprüche auf die Kaiserwürde oder doch keine Ver-
bindlichkeit zum Gehorsam gegen feinen viel jüngeren Vetter
zu haben glaubte, äußerst gekränkt und veranlaßt, gegen den
Oheim die Waffen zu ergreifen. Doch unterwarf er sich, ehe
es zum Kampfe kam. Ludwig aber ließ ihn gefangennehmen
und vor ein Gericht stellen, das ihn zum Tode vcrurthcilte.
Die Gnade, welche dem unglücklichen Bernhard zu Tbeil wurde,
war grausamer als der Tod; denn er wurde geblendet und
starb drei Tage nachher. Lothar erhielt später Italien und
wurde daselbst von dem Papste Paschal 2. zum Kaiser gekrönt
(I. 823).
Inzwischen war die Schwäche der Regierung offenkundig
geworden; die Unzufriedenen sammelten sich zu diesem oder
jenem der Söhne Ludwigs und flößten auch ihnen Abneigung
gegen den Vater ein. Die Gräuelthat an Bernhard vermehrte
den Unwillen. Und daß Ludwig -selbst, von Reue getrieben,
öffentlich Buße that, machte ihn bei Vielen zum Gcfpötte.
Vielfache Empörungen, in der Bretagne, Gascogne, Panno-
nien, Dalmatien, bei den Slaven u.f.w. nährten den rührigen
Geist. Mißwachs, Ueberfchwemmungen und böse Seuchen
hatten allgemeine Noth verbreitet und machten Gedanken a»
f