1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
151
Dritter Zeitraum.
ein Sachse von Geburt, war in den verflossenen Jahren groß
und angesehen geworden im Reiche, weil er überall mitgewirkt
und bei Allem seinen Vortheil gezogen hatte. Für den Thron
hatte er nicht allein niemals etwas gcthan, sondern auch im
Gegentheile bei allen Beeinträchtigungen desselben, wie bei
allen geheimen Anschlägen, die Hand mit im Spiele gehabt.
Jetzt wurde er angeklagt, als habe er einen Mörder gedungen,
den König niedcrzustoßen. Heinrich ließ ihn sofort zur Rechen-
schaft ziehen und verfügte auf einem Fürstentage in Mainz über
ihn, daß er sich durch einen Zweikampf gegen seine Ankläger
rechtfertige. Otto aber, stolz und auf seine Freunde trotzend,
entzog sich diesem Urtheile. Deshalb wurde er von Heinrich's
Anhängern in Sachsen für schuldig erklärt, des Herzogthums
entsetzt und auch in seinen sächsischen Besitzungen mit schonungs-
loser Rachsucht ausgeplündert, wahrend er selbst mit dreitau-
send tapferen Streitern unvermuthet heranzog, die Thürin-
ger, welche für den König standen, zurückjagte und sich darauf
mit dem Herzoge Magnus von Sachsen, seinem Freunde, ver-
einigte. Der König war in dem Augenblicke verlegen. Sie
aber zogen nicht gegen Goslar, wo er sich gewöhnlich aufhielt,
sondern trafen Anstalt, sich für den unglücklichen Fall einen
Zufluchtsort zu sichern. Und der König, dem einstweilen nur
geringe Mittel zum Kampfe zu Gebote standen, schuf sich in-
zwischen einen neuen Freund in dem italienischen Grafen Welf,
einem Anverwandten jenes Welf von Karnthcn, durch Verlei-
hung des Herzogthums Baicrn an denselben. Und Welf
verstieß seine Gemahlin, die eine Tochter des erwähnten Otto
war, und ermangelte auch sonst nicht, sich als dessen Feind zu
zeigen. Otto kam dadurch vollends in Wuth, und drohete
mit verzweiflungsvollem Kampfe. Heinrich aber zog nunmehr
in der That gegen ihn zu Felde, besiegte ihn jedoch nicht, son-
dern gewann ihn durch gütliches Zureden zu einem Waffen-
stillstände bis zum nächsten Fürstentage. Hier — in Köln —
kam diese Angelegenheit nun wohl nicht zur Sprache, aber kurz
nachher unterwarfen sich Otto und Magnus dem Könige zu
Halberstadt. Heinrich jedoch ließ sie in Haft nehmen, daß er
ganz sicher wäre gegen ihre Ränke (I. 1071).
Damit hatte der König einen doppelten Zweck erreicht;
denn auch die Sachsen an sich waren den teutschen Königen
schon längst ein Aergerniß gewesen. Die Billunger betrachte-
ten sich als erbliche Inhaber des Herzogthums und vor weni-
gen Monden noch war Magnus dem Ordulf, seinem Vater,
der ein Sohn Bernhard's gewesen, in der herzoglichen Würde
gefolgt,^ ohne sich um den König weiter zu kümmern. Jetzt
war er in Haft, und dem Könige schien der Augenblick gün-
stig, an der Unterwerfung fortzuarbeiten. Demnach erklärte