1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Dritter Zeitraum.
dann auch den Papst vermöchte, nickt in Tcutschland, seinen
unversöhnlichen Feinden gegenüber, sondern in Italien selbst
seine Angelegenheit zu entscheiden. Auch mag sich die Angst
des Gewissens noch am stärksten in seine Leiden verwebt haben.
Er entschloß sich daher zu einer Pilgerfahrt zu dem heiligen
Stuhle, und mitten im Winter, als gerade eine ungewöhnlich
starke Kalte auf den Fluren lag, trat er die Reise an, er und
seine Gemahlin mit ihrem kleinen Sohne und noch einem Be«
gleiter. Unter großen Entbehrungen und Beschwerden suchten
sie einen Weg durch die Alpen, deren Zugänge von den teut-
schen Fürsten bewacht waren, und kamen in Italien an. Gre«
gor war bereits auf dem Wege nach Tcutschland und begab
sich bei der zweideutigen Kunde von des Königs Ankunft zu
seiner Freundin Mathilde, der Markgrasi'n von Thuscien, auf
das feste Schloß Canossa. Dorthin ging nun der König und
unterwarf sich freiwillig einer reuigen Buße, auf eine Weise,
welche von einem Könige geübt allerdings sehr viel, sonst aber
in damaligen Zeiten kcincswegcs so unerhört war, wie Heinrich
gegenwärtig mitunter deshalb bedauert wird. Drei Tage stand
er zwischen den Binnenmauern der Burg, barfuß und ohne
Nahrung zu nehmen bis zumabende. Am vierten Tage wurde
er vor den Papst gelassen. Dieser behandelte die Sache, wie
sie war, als eine rein kirchliche Handlung der Buße, und er-
theilte ihm auf den Grund der Reue die Lossprechung von
dem Banne, knüpfte daran aber die Bedingung, daß er in den
Reichsangelegenheiten bis zu dem Tage von Augsburg sich
ganz so verhalte, wie er sich in Tribur verpflichtet habe, daß
er sich außerdem auch dem Ausspruche zu Augsburg, wie er
auch seyn möge, unbedingt unterwerfen wolle. Solches gab
Heinrich schriftlich. Darauf wurde ein feierliches Hochamt ge-
halten und der König reifete getröstet von dannen.
§. 36.
Heinrichs neue Geltung. Gregor's Verlegenheit und
Tod. Heinrichs Verdruß und Tod. Kreuzzüge.
Kaum hatte dieses auf Canossa stattgefunden, da nahmen
die Sachen eine unerwartete Wendung. Heinrich mochte die
Bedingung, daß er sich aller Handlungen eines Königs ent-
hielte, leicht von dem Wesentlichen der erhaltenen Lossprechung
ausscheiden, oder, da er nun in der That doch wieder recht-
mäßiger. König war, es nicht für Ungehorsam halten, sich in
Italien einen Anhang für die künftige Entscheidung der Dinge
zu sichern. Als er aber zu den Italienern, den halsstarrigen
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