1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Vierter Zeitraum.
schers nicht, und so Vieles sich in der Folge auch zu feinem
Vortheile ereignen mochte, so ärntete er dennoch die Früchte
nicht. Sein Ansehen verminderte sich mit jedem Tage und
selbst seine Person war -zu wiederholten Malen nicht vor ge»
meiner Beschimpfung sicher. Für das Reich geschah fast gar
nichts. Glücklicher Weise lag die Gewährleistung des Landfrie-
dens für' den Augenblick in den Verhältnissen des rheinischen
Bundes, dem auch viele Bischöfe, Grafen und Edle bcigetreten
waren. Alle diese erkannten Wilhelm als König an; allein
in ihren Versammlungen faßten sie Beschlüsse und trafen Vor-
kehrungen, wie wenn er gar nicht vorhanden wäre. Die Be-
stätigung des Bundes auf einer Versammlung zu Oppenheim
war Alles, was ihm in dieser Hinsicht anheim gestellt wurde
(I. 1253). Nebenher war Wilhelm in einem Kriege mit der
Flanderischen Gräfin Margarethe verwickelt, . ohne daß er eini-
germaßen seine Forderungen geltend machen konnte. Er dauerte
mehre Jahre. Sodann traf er mit den Friesen hart zusammen
und zwang diese einstweilen zum Tribute. Sie aber standen
abermals auf und Wilhelm fand dabei seinen Tod; denn als
er wahrend des Feldzuges im Winter über einen gefrornen
Sumpf reiten wollte, blieb er mit dem Pferde darin stecken
und wurde von den Friesen ohne Weiteres erschlagen (1.1256).
Der rheinische Bund traf neue Vorkehrungen zur Erhaltung
des Landfriedens und beschloß, im Falle einer abermaligen zwie-
spältigen Königswahl keinem der Gewählten zu huldigen.
In Teutschland war es nunmehr so weit gekommen, daß
kein einheimischer Fürst noch Verlangen nachdem Besitze der Krone
trug, da die Bedeutung derselben jämmerlich herabgewürdigt
war, ihr Inhaber entweder ohne Willen und Macht dastehen,
oder ein Feind der Fürsten seyn mußte und somit keinen Au-
genblick des Lebens froh werden konnte. Ja die weltlichen
Fürsten kümmerten sich nicht einmal viel darum, ob sie gar ei-
nen König wieder bekamen. Anders aber dachten die geistlichen
^>errn, auf welche indeß das Meiste ankam. Konrad, Erzbischof
von Köln, betrieb das Wahlgefchaft, da Gerhard von Mainz,
dem Solches nach den Gesetzen sonst zustanv, in der Gefangen-
schaft des Herzogs Albrccht von Braunschweig war. Durch
diesen Umstand glaubte der Erzbischof Arnold von Trier, daß
ihm das Recht gebühre und traf deshalb gleichfalls Anstalt zur
Königswahl. Aerger als jetzt war es bei derselben noch nicht
zugegangen. Es war ein eigentlicher Handel; denn um Geld
wurde die Krone von beiden Seiten hingegeben. Dazu waren
es zwei Ausländer, welche den Kauf eingingen. Alfons von
Kastilien, ein Enkel Philipps von Hohenstaufen, war es bei
Arnold; bei Konrad von Köln war es der Bruder des Königs
von England, Richard von Cornwall, ein Anverwandter des