1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Fünfter Zeitraum.
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daß man diesem, wie dem Herzoge selber, unterthanige Ehre
erwiese. Ein edler Schweizer, Wilhelm Tell, Walters Eidam,
weigerte sich solcher Schmach. Der Vogt ließ ihn vor sich
bringen und gebot ihm als Strafe einen Äpfel von des eignen
Kindes Haupte zu schießen. Teil mußte es wohl, weil Geßlcr
sonst den Knaben zu tobten drohete; aber er traf glücklich.
Da fragte der Vogt, was er mit dem andern Pfeile, den er
bei sich trüge, vorgehabt? Wenn er den Knaben getroffen,
hatte er damit ihn selbst erschoffen, war die Antwort. Darüber
ließ ihn der Vogt festhaltcn. Er aber entsprang wahrend ei-
nes Sturmes aus dem Schiffe, in welchem er Geßler über
den See gen Rütli fuhr. Der Vogt landete darauf bei Küft-
nacht und ritt eben durch einen engen Hohlweg, als ihn Tells
Geschoß aus dem Gebüsche her todt zu Boden streckte. Darü-
der ermuthigten sich die Verschwornen. Der Neujahrstag
kam heran. Zwanzig Männer von Unterwalden brachten die
üblichen Geschenke zur Burg Sarnen. Der Vogt Landenberg
begegnete ihnen, als er eben zur Messe wollte und hieß ihnen
die Geschenke arif die Burg bringen. , Als aber das Thor ge-
öffnet war, stießen sie ins H>wn und aus dem Gehölze kamen
noch andere dreißig Bewaffnete heran. Die Burgleute wurden
gefangen genommen, Landenberg auf der Flucht ergriffen und
mit dem Schwure, nicht wieder ins Land zu kommen, entlassen.
Auf ähnliche Weise wurden auch die andern Burgen überlistet,
die ganze kaiserliche Mannschaft aber unversehrt über die
Grenze geschickt. Blut wurde nicht vergossen. Am andern
Sonntage erneuerten die Schweizer in jauchzender Versamm-
lung den ewigen Bund. König Albrecht kam eben aus dem
böhmischen Kriege zurück, als dieses vyrging. Alsbald dachte
er das kühne Bergvolk zu bestrafen und mit Krieg zu überzie-
hen; da sank er in den Tod.
8. 51.
Heinrich 7. Aneignung Böhmens. Zug nach Italien.
Der teutsche Königsthron blieb ein halbes Jahr erledigt.
Es fanden sich mehre Bewerber, namentlich auch der König
Philipp von Frankreich für seinen Bruder Karl von Valois.
Dieser hoffte vorzüglich durch den Papst Klemens 5., einen
Franzosen, der nach Benedikts Tode auf seinen Betrieb ge-
wählt war und gegenwärtig, statt in Rom, zu Avignon in
Frankreich residirte (1.1305), seine Plane durchzusetzen. Gleich-
zeitig bemühete er sich für Karl um die Krone von Böhmen
und Polen. Auf solche Weise hätte Frankreich auf die Dauer
eine große Univcrsalherrschaft werden mögen, da außerdem