1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Fünfter Zeitraum.
wenn auch die Gegenparthei noch nicht vollends besiegt war.
Auf diesem Reichstage brachte Ludwig auch die seit einigen
Jahren erledigte Mark Brandenburg mit Beseitigung ander-
weitiger Ansprüche an sein Haus, crtheilte sie seinem Sohne
Ludwig zu Lehen und verlobte diesem die Tochter des Königs
Christian von Dänemark.
Nunmehr kam Ludwig auch mit dem Papste Johann 22.
und mit den italienischen Angelegenheiten überhaupt in Berüh-
rung. Johann hatte um diese Zeit wieder einen neuen An-
spruch erhoben, da er nämlich wahrend der Erledigung des
Kaiserthums das Reichsvikariat und somit das höchste Ansehen
im Staate zum päpstlichen Rechte machen wollte. Von den
beiden Königen hatte er bis dahin keinen bestätigt. Zunächst
aber bemühte er sich in dieser Stellung, mit Hülse des Königs
Robert von Neapel die noch übrigen italienischen Städte in
den Bereich des Kirchenstaates zu bringen und gebot demnach
Heinrichs 7. Statthaltern die Nicderlegung ihres Amtes. Er
fand aber Widerspruch, und namentlich wurde Mailand unter
Matthäus Visconti so übermüthig und mächtig, daß er darü-
der sogar Friedrich von Dcstreich gegen diesen Feind zu Hülfe
gerufen hatte. Friedrich, in der Hoffnung, für seine Sache in
Teutschland dabei zu gewinnen, schickte seinen Bruder Heinrich
mit einiger Mannschaft. Dieser ließ sich aber für 60,000 Gul-
den zum Rückzuge bestimmen. Darauf verlor Friedrich die
Schlacht bei Mühldorf, und nun vermochte Galcazzo, des Mat-
thäus Visconti Nachfolger, den König Ludwig, daß er ihm ein
kleines Heer zu Hülse schickte. Johann 22. wurde darüber
höchst entrüstet, untersagte diesem die Reichsverwaltung und
belegte ihn förmlich mit dem Kirchenbanne, wobei er die Un-
terthanen aller Verpflichtungen überhob (I. 1324). Auch ließ
er in Verbindung mit den östreichisch gesinnten Fürsten eine
neue Königswahl betreiben, welche auf Karl 4. von Frankreich
fallen sollte. Damit blieb es aber auf sich beruhen. Ludwig
indeß blieb verstockt und Johann schritt zur Vollstreckung des
Bannes durch das Interdikt; die Kirchen mußten geschlossen,
der Gottesdienst eingestellt, den Sterbenden die Sakramente
verweigert werden; eine Maßregel, wodurch gewöhnlich große
Gährung entstand. Diesmal aber verfehlte sie ihren Zweck.
Ludwig berief die Fürsten des Reiches nach Regensburg und
ließ von da aus eine bittere Gegenerklärung bekannt machen.
Die Fürsten standen zu ihm und vertheidigten seine Rechte.
Da setzte Ludwig aus edlem Antriebe, zum Tbcile auch
nicht ohne kluge Berechnung, den gefangenen Friedrich in Frei-
heit mit der Bedingung, daß er der Krone entsage und ^die
Herausgabe der von Leopold besetzten Reichsgüter und Städte
bewirke, sonst aber auf Johannistag (I. 1325) sich wieder