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1. Geschichte des teutschen Volkes - S. 252

1837 - Oldenburg : Schulze
252 Fünfter Zeitraum. wenn auch die Gegenparthei noch nicht vollends besiegt war. Auf diesem Reichstage brachte Ludwig auch die seit einigen Jahren erledigte Mark Brandenburg mit Beseitigung ander- weitiger Ansprüche an sein Haus, crtheilte sie seinem Sohne Ludwig zu Lehen und verlobte diesem die Tochter des Königs Christian von Dänemark. Nunmehr kam Ludwig auch mit dem Papste Johann 22. und mit den italienischen Angelegenheiten überhaupt in Berüh- rung. Johann hatte um diese Zeit wieder einen neuen An- spruch erhoben, da er nämlich wahrend der Erledigung des Kaiserthums das Reichsvikariat und somit das höchste Ansehen im Staate zum päpstlichen Rechte machen wollte. Von den beiden Königen hatte er bis dahin keinen bestätigt. Zunächst aber bemühte er sich in dieser Stellung, mit Hülse des Königs Robert von Neapel die noch übrigen italienischen Städte in den Bereich des Kirchenstaates zu bringen und gebot demnach Heinrichs 7. Statthaltern die Nicderlegung ihres Amtes. Er fand aber Widerspruch, und namentlich wurde Mailand unter Matthäus Visconti so übermüthig und mächtig, daß er darü- der sogar Friedrich von Dcstreich gegen diesen Feind zu Hülfe gerufen hatte. Friedrich, in der Hoffnung, für seine Sache in Teutschland dabei zu gewinnen, schickte seinen Bruder Heinrich mit einiger Mannschaft. Dieser ließ sich aber für 60,000 Gul- den zum Rückzuge bestimmen. Darauf verlor Friedrich die Schlacht bei Mühldorf, und nun vermochte Galcazzo, des Mat- thäus Visconti Nachfolger, den König Ludwig, daß er ihm ein kleines Heer zu Hülse schickte. Johann 22. wurde darüber höchst entrüstet, untersagte diesem die Reichsverwaltung und belegte ihn förmlich mit dem Kirchenbanne, wobei er die Un- terthanen aller Verpflichtungen überhob (I. 1324). Auch ließ er in Verbindung mit den östreichisch gesinnten Fürsten eine neue Königswahl betreiben, welche auf Karl 4. von Frankreich fallen sollte. Damit blieb es aber auf sich beruhen. Ludwig indeß blieb verstockt und Johann schritt zur Vollstreckung des Bannes durch das Interdikt; die Kirchen mußten geschlossen, der Gottesdienst eingestellt, den Sterbenden die Sakramente verweigert werden; eine Maßregel, wodurch gewöhnlich große Gährung entstand. Diesmal aber verfehlte sie ihren Zweck. Ludwig berief die Fürsten des Reiches nach Regensburg und ließ von da aus eine bittere Gegenerklärung bekannt machen. Die Fürsten standen zu ihm und vertheidigten seine Rechte. Da setzte Ludwig aus edlem Antriebe, zum Tbcile auch nicht ohne kluge Berechnung, den gefangenen Friedrich in Frei- heit mit der Bedingung, daß er der Krone entsage und ^die Herausgabe der von Leopold besetzten Reichsgüter und Städte bewirke, sonst aber auf Johannistag (I. 1325) sich wieder
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