1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
König Wenzel. 263
Anhänger, weil man bei dem Schisma weniger die Kirchenfrage,
als eigne Berechnungen im Auge hatte.
Den Reichsvcrband ließ Wenzel gleichfalls locker und lose,
indem er auch in dieser Hinsicht so viel wie gar nichts vor-
nahm. Daher war jeglicher Herr sich selbst überlassen, wie unter
Karl, und- wer noch Erwerb vor sich sah, hatte Gelegenheit, die
Hand danach auszustrecken. Daher allgemeine Verwirrung und
namentlich das Faustrecht auf seinem Gipfelpunkte^ Zum Glücke
nahmen die Besseren oder am meisten Bedrohten unter solchen
Umstanden gewöhnlich zu besonderen Bündnissen ihre Zuflucht,
So auch jetzt. Es entstand der schwäbische Bund, der anfangs
31 Städte, später noch mehr, nebst vielen Fürsten und Herrn,
in sich begriff. Ihnen gegenüber bildeten oder verstärkten sich
ebenfalls neue Ritterinnungen. Der Löwenbund reichte den
ganzen Rhein herab; stark waren auch die Gesellschaften vom
h. Georg, vom h. Wilhelm, der Hörer, von der alten
Minne. Fehden und Kriege blieben nicht aus, über Teutsch-
land lag ein gewaltsames Geschick. Einige Linderung brachte
der Graf Eberhard von Wirtemberg, das Haupt der Löwenge-
sellschaft, dadurch, daß er zuerst die Ritterschaftsverbindungen,
dann auch — zu Ehingen an der Donau — viel Städte und
Fürsten Oberteutscblands in einen großen Landfriedensbund
vereinigte (I. 1382). Auf den König wurde dabei gar keine
Rücksicht genommen. Daher wollte es Wenzel versuchen, au5
all den Besonderverbindungen einen großen Friedensbund für
ganz Teutschland zu machen. Zweimal, zu Nürnberg (1.1383)
und zu Heidelberg (I. 138-1) brachte er die Sache zur Bera-
tung; allein man verwarf den Vorschlag aus Mißtrauen gegen
den König, wie aus selbstsüchtigen Rücksichten. Er kehrte voll
Aerger nach Böhmen zurück und sah stillschweigend den ferne-
ren Gestaltungen zu. Diese aber waren im folgenden Jahre
noch bedeutenderer Art.
Wenzel hatte dem Herzoge Leopold 2. von Oestreich, zur
Tilgung alter Schulden von Karls 4. Zeiten her, die Land-
vogtei in Ober- und Niederschwaben mit den Einkünften von
Augsburg und Giengen verpfändet (I. 1379), die schwäbischen
Städte aber sich fortwährend geweigert, dem Herzoge zu huldi-
gen. Nunmehr zogen sie zu Konstanz (I. 1385) auch die
schweizerischen Vororte Zürich, Bern, Solothurn, Zug und
Lucern in ihren Bund, so daß ihrer 51 Frei- und Reichsstädte
zusammenhielten, namentlich gegen Leopold von Oestreich. Ränke
mußten aushelfen, die genannten schweizerischen Orte wieder
von dem Bunde zu trennen, um sie dann zu verderben. Als
dem Herzoge Leopold Jenes gelungen war, vertrug er sich so-
fort mit den schwäbischen Städten und suchte Händel mit den
Eidgenossen. Diese kannten keine Furcht und so war die Fackel