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1. Geschichte des teutschen Volkes - S. 335

1837 - Oldenburg : Schulze
Die Wiedertäufer. Katholischer Gegenbund. 335 Zunge bethörte bald die Mehrzahl der Bürger. Da wurde dann der Stadtrath mit allen Bessergesinnten vertrieben und eine Herrschaft nach dem Sinne der Bibel und den angeblich göttlichen Erleuchtungen der Rädelsführer errichtet, Gleichheit der Stände, Gemeinschaft der Güter und — auch der Weiber eingeführt. Obenan stellte sich Johann von Leyden als König. Mit grausamer Willkühr ergingen seine Befehle und Strafen, welche sofort auf ven Tod lauteten, wenn Jemand an die Göttlichkeit seiner Aussprüche zu zweifeln sich unterfing. Ei- genhändig hieb er einem seiner Weiber den Kopf ab und tanzte mit den andern um den blutigen Leichnam. Er, Krech- ting sein Kanzler, Knipperdolling der Scharfrichter und Andere in seiner Hofhaltung waren die wüthendsten Ungeheuer und übten Schreckensthaten, vor denen jeder Widerspruch verstum- men mußte. Münster war der Schauplatz unmenschlicher Grausamkeiten und viehischer Schandthaten. Achtundzwanzig Apostel wurden in die Welt geschickt, um das neue Himmel- reich zu predigen und den Schneiderkönig in Aufnahme zu bringen. Es ging ihnen jedoch gar übel; denn sie wurden bald ergriffen und, außer zweien, sämmtlich hingcrichtet. — Acht- zehn Monate dauerte dieser Gräuel. Da gelang es dem — schon frühzeitig entwichenen — Fürstbischöfe, mit Hülfe der drei nächsten Reichskreise, die Stadt auszuhungern und endlich einzunehmen (I. 1535 24. Juu.). Rvthmann fand seinen Tod in dem Gemetzel, die Andern wurden ergriffen und be- straft, namentlich Johann von Leyden, Knipperdolling und Krechting mit glühenden Zangen gezwickt, sodann mit glühen- den Dolchen erstochen und ihre Leichname an der Spitze des Lambertus-Thurmes in eisernen Käsigen aufgehangen (1.1536), wo letztere noch jetzt zu sehen sind. Diese Unruhen waren am Ende so bedeutend angesehen worden, daß man von Reichs wegen Vorkehrungen zur Hülfe des Fürstbischofs getroffen hatte. Eine lange nicht gesehene Einigkeit zeigte sich bei der Gelegenheit unter den beratheiwen Kreisvorständen, wozu auch Philipp von Hessen gehörte und König Ferdinand sich gesellte. Auf einen dauernden Friedens- stand im Reiche selbst hatte diese Sache indeß keinen weiteren Einstuß. Die Entzweiung der Gemüther dauerte fort und fand stets neue Nahrung. König Ferdinand wollte statt des nunmehr aufgelöseten schwäbischen Bundes eine andere Schutz- wehre des allgemeinen Landfriedens und somit des Reiches selbst aufzubringen suchen, fand aber nur geringe Theilnahme (I. 1536). Zugleich eiferte man katholischer Seits gegen die ebenfalls nicht sanft ausgesprochene Forderung der Protestan- ten, daß die neu Uebergetretenen nicht minder, als sie selbst, in den Nürnberger Religionsfrieden mit cingeschlossen und
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