1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Luthers Tod. Der schmatkaldische Krieg.
blick ungenutzt vorübergehen. Zwar schrieben sie »dem durch-
lauchtigsten Fürsten Karl, der sich den Fünften römischen Kaiser
nennet,« dass sie ihn als solchen nicht mehr anerkennten; allein
mehr, als diese nutzlose Prahlerei, geschah nichts. Karl zog
unterdeß von allen Seiten Verstärkung an sich und sing dann
selbst an, sich in Bewegung zu setzen. Die Bundesfürsten,
noch immer unschlüssig und fahrlässig, litten schon Mangel,
bösartige Krankheiten schwächten und entmuthigten das Heer.
Da kam die Nachricht, daß Herzog Moritz unter dem Nor-
wande der Achtsvollstreckung in das sächsische Kurfürstenthum
eingefallen sey und im Begriffe stehe, es ganz zu erobern.
Alsbald zog der größere Theil des Bundesj^eres auf Veran-
lassung des Kurfürsten gegen den Herzog. Der Kaiser aber,
dessen Einlagerung in die Winterquartiere man erwartet hatte, fuhr
rasch zu und zwang die Oberländer nach einander zu harten
Vertragen. Sein Glücksstern wollte es, daß sonst feste Städte
verzagend nicht einmal Anstalt machten, ihn auch nur kurze
Zeit aufzuhalten. Unterdeß verfuhr Johann Friedrich gegen
Moritz, der so schnelle Rückkehr nicht erwartet hatte, mitmuth
und gutem Erfolge, trieb ihn überall aus dem Felde und
hatte in Kurzem nicht allein sein eignes Land wiedergewonnen,
sondern größtentheils auch das Hcrzogthum erobert. Da er-
schien eben so unerwartet Karl mit seinem siegreichen Heere.
Bei Mühlberg auf der Lochauer Haide erlitt der Kurfürst eine
gänzliche Niederlage und geriet!) persönlich seinen Feinden in
die Hände (I. 1517 April). Ein Kriegsgericht verurtheilte
ihn zum Tode; indeß wurde er gegen Verzichtleistung auf sein
Land begnadigt, ohne jedoch in Freiheit gesetzt zu werden.
Das Kurfürstenthum erhielt Herzog Mobitz mit Abtretung
eines Theiles an König Ferdinand; den Kindern Johann Frie-
drichs wurde billiger Weise ein anständiges Auskommen zuge-
sichert. — Noch war die Bezwingung des Landgrafen Philipp
übrig. Hartnäckig wehrte sich dieser, ermattete und verzagte
aber doch bald, und verhandelte um billige Bedingungen der
Unterwerfung. In gutem Vertrauen kam er sodann nach
Halle, wo Karl sich aufhielt. Hier wurde er ebenfalls gefan-
' gen genommen und nicht wieder entlassen, so sehr dem Kaiser
auch von Einigen der Vorwurf gemacht wurde, dass er gege-
bene Zusicherungen rücksichtslos vergäße.
Mit diesen beiden mächtigen Häuptern war aller Wider-
stand des Bundes besiegt und es fehlte dem Kaiser nicht mehr
an Macht, auf die Vollstreckung seines Willens nunmehr mit
Erfolg zu bestehest. Allein er that es auch jetzt nur mit vieler
Mäßigung; zumal in rein kirchlichen Dingen sprach er beiden
nächsten Verhandlungen, wie bisher immer, nur dringende
Wünsche aus. So auf dem Reichstage zu Augsburg