1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Dreißigjähriger Krieg. Ferdinand 3. Des Kaisers Noth. Ztzj)
die Demüthigung des Hauses Oestreich zu vollenden. Da
übereilte diesen verhängnißvollen Mann der Tod in der Blüthe
seiner Jahre (I. 1639 Juli). Sodann verloren die Schwe-
den auch ihren trefflichen Banner (I. 1641), und mit ihrer
Sache ging es wieder auf die Neige, bis Torstenfohn den Ober-
befehl übernahm und die Kaiserlichen unter dem Fürsten
Pikkolomini bei Leipzig auf dem breiten Felde abermals aufs
Haupt schlug (I. 1642 Nov.).
So ging der Krieg noch einige Jahre unter abwechselndem
Glücke fort; doch waren die Kaiserlichen endlich durchaus im
Nachtheile. Daß Dänemark für Ferdinand die Waffen ergriff,
war ohne glückliche Folgen, da Torstensohn sich rasch nach die-
ser Seite hinwendete, die Danen zurücktrieb, Holstein, Schles-
wig und Jütland besetzte und darauf Oestreichs Scharen bei
Jütcrbock und Magdeburg aus dem Felde schlug (I. 1614 Nov.
u. Dec.). Dänemark suchte den Frieden, Sachsen erkaufte eineu
Waffenstillstand, der, mehrmals erneuert, bis zum Friedens-
schlüsse fortdauerte. Al^ermals siegten die Schweden bei Jan-
kowitz (I. 1645). Böhmen, Schlesien und Oestreich waren jetzt
der Schauplatz des Krieges, bis Wien war kaum eine vermög-
liche Gegenwehr. Schweden und Franzosen, bei jenen Wrän-
get — Torstensohns Nachfolger — und Königsmark, bei diesen
Turcnne und Conde, häuften das Unglück der Zeiten mit ihren
Siegen. Doch endeten die Feindseligkeiten mit der Eroberung
eines Theiles von Prag durch Königsmark (I. 1648). Hatte
die langjährige Anstrengung am Ende nicht jede Parthei ermat-
tet, und wäre die frühere Thatkraft und Erbitterung nicht ge-
wichen, auch nicht um viel unwürdigerer Zwecke willen noch
gekämpft worden, so möchte des Jammers und des Blutver-
gießens in dieser Zeit noch weit mehr gewesen seyn. Zugleich
hielt man den Blick auf Münster und Osnabrück gerichtet, wo
schon länger die Friedeiisuntcrhandlungen begonnen und nun-
mehr ihrem Ende nahe gekommen waren. Im Jahre 1648
wurde die sehnlichste Erwartung der Völker erfüllet.
Schön lange hatte man von beiden Seiten das Bedürfniß
eines allgemeinen Friedens gefühlt; mancherlei Versuche waren
inzwischen gemacht, und zu wiederholten Malen wäre es leicht
gewesen, ihn dem jammernden Volke zu gewähren; allein ge-
rade, wenn der Feind danieder lag, kannten die Sieger weder
Billigkeit noch Schonung; sah jener dann neue Hoffnung schim-
mern, so erhob sich mit dieser der alte trotzige Haß und ließ
sich nur in Strömen von Blut wieder beschwichtigen. So war
ks abwechselnd bei den Kaiserlichen und bei den Feinden des
Reiches. Wer im Ganzen die größere Schuld trug, mag so
bald nicht erschaut werden; denn Tausenderlei kreuzet durch
einander, und nichts ist schwieriger, als den Interessen seines