1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Friede zu Nimwegen.
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Ludwig 14. aber sah auf den bisherigen Gang des Krieges
und gewahrte leicht, daß er in diesem Augenblicke noch mit
Ehren zurücktreten, in dem anderen aber der Kaiser, zumal
durch die Beendigung des nordischen Krieges, mit verdoppelter
Macht würde im Felde erscheinen können. Also gediehe»? die
schon erwähnten Unterhandlungen nunmehr dahin, daß die Ge-
neralstaaten zu Nimwegen einen besonderen Frieden abschlossen,
den die übrigen Machte, auch Leopold 1., gleich darauf durch
ihre Beistimmung zur Allgemeinheit erhoben. Er brachte wie-
' derum dem Könige von Frankreich den größeren Vortheil, wie
wenn Europa auch jetzt noch um dessen Gunst für die Zukunft
hatte buhlen müssen. So überlegen an Ränken und äußeren
Blendwerken war Ludwig 14. Die Spanier traten Franche-
Compte und in den Niederlanden die Städte Valenciennes,
Conde, Cambray, St. Omer, Upern, Cassel, Maubeuse u. a.
ab, wodurch vom Meere bis zu den Ardennen ein fast unun-
terbrochenes Festungs - Bollwerk für Frankreich gezogen wurde.
Die Holländer erhielten alles Eroberte zurück und versprachen
dafür, gegen Frankreich fortan keine Waffen zu tragen, schlossen
auch einen wechselseitig gleich vortheilhaften Handelsvertrag.
Der Kaiser trat von Reichs wegen Freiburg im Breisgau ab,
Ludwig dagegen das seit dem westfälischen Frieden gehabte Be-
satzungsrccht von Philippsburg, bedingte sich aber freien Durch-
zug auf der Straße von Breisach nach Freiburg. Lothringen
blieb vorerst noch im Besitze Frankreichs, weil der Herzog die-
ses Landes die Bedingungen, unter welchen er es zurück -erhal-
ten sollte, zu hart fand und nicht einging. Die Angelegenheiten
Schwedens und dessen Gegcnverbündetcn berührte man nur in
sofern, als der Kaiser verpflichtet wurde, die Fortsetzung des
Krieges gegen- letztere nicht zu hindern. Frankreich hätte dann
den Schweden seine Macht zu Hülfe geschickt. Daher wurden
die Verbündeten bewogen, einzeln ihre Unterhandlungen dom
allgemeinen Reichsfrieden anzuschließen und damit auch von
dieser Seite, da Schweden fast alles Eroberte zurückcrhielt, den
Frieden herzustellen.
So war das Ende des vielfach verschlungen gewesenen
Kriegsgetümmels. Ludwig 14., der es ohne allen Rechtsgrund
begonnen, hatte, wie gesagt, den größten Vortheil davon; denn
er war seinem Ziele, den Rheinstrom zur Grenze seines Reiches
zu machen, um Vieles näher gekommen. Von Seiten Frank-
reichs war dieser Krieg in Hinsicht der Grundsätze und Zwecke
gewissermaßen nur eine Fortsetzung des dreißigjährigen gewesen;
denn auch damals trachtete dasselbe größtentheils nur nach die-
sem Ziele, und kaum stand jetzt zu erwarten, daß Ludwig an
dem Errungenen genug hätte. Merkwürdig aber ist, daß ge-
genwärtig das religiöse Interesse beinahe gänzlich verschwunden
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