1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Neunter Zcitrauir.
Herrn über Beeinträchtigungen, die allerdings meistens das
Glück und das natürliche Recht der Völker zum Zwecke haben
mochten, nichts destoweniger aber das geschichtlich begründete
Nechtsherkommen offenbar verletzten.
Da trat Friedrich von Preußen noch einmal an die Spitze
der öffentlichen Meinung, uni der die teutsche Grundverfassung
bedrohenden kaiserlichen Politik ein Gegengewicht aufzustellen.
Erfand dasselbe in einem großen Fürstenbunde, dessen
Zwecke ausschließlich die Erhaltung der allgemeinen Reichsver-
fassung seyn sollten und in der That so echt vaterländisch ge-
stellt waren, daß selbst Destreich denselben hatte beitreten kön-
nen, wenn Kaiser Joseph sich eine von seiner Vergrößerungs-
oder vielmehr Abrundungspolitik, wie von seinen unüberlegten
Reformen hatte bekehren mögen. Zunächst wurde Rußland,
dem er sich bisher stets aufs Engste anzuschließen bemüht ge-
wesen war, jetzt umgestimmt. Und Friedrich hatte schon im
Voraus die Freude, den Austausch Baierns, dem übrigens der
Herzog von Zwcibrücken stets ernstlich widersprochen hatte, bald
vereitelt zu sehen; indeß wollte er um anderer Möglichkeiten
willen seine Arbeit nicht unvollendet lassen. Die meisten größe-
ren Fürsten gaben der Errichtung des Bundes auch wirklich
ihren Beifall. Preußen, Sachsen und Hannover, dann die
Herzoge von Sachsen-Gotha und Weimar, Braunschweig, Meck-
lenburg-Schwerin und Strelitz, Zwcibrücken, der Landgraf von
Hessen-Kassel, die Markgrafen von Anspach-Baircuth und Ba-
den, wie der Kurfürst von Mainz bildeten denselben (I. 1785
Dclbr.). Viele Andere traten nach der Zeit noch bei. Alle
Gegenvorstellungen des Kaisers hatten den Lauf dieser Dinge
nicht hemmen können.
Preußens König hat in diesem Werke sich das preiswür-
digste Verdienst um Teutschland erworben; denn war der Bund
gleichwohl nur von augenblicklichem Werthe, so kam es daher,
daß der Kaiser sich fortan vor der Verletzung dieses Gegensatzes
sorgfältiger verwahrte und seine Nachfolger sogleich mit mehr
Mäßigkeit und Bedachtsamkeit einlenkten. Uebrigens schied auch
Friedrich 2., der die Seele des Bundes war, bald nach dieser
Zeit aus dem Leben (I. 1786 Aug. 17.). Was für Wirkun-
gen seine 46jahrige Regierung hervorgebracht, liegt in den er-
zählten Thatsachen vor Augen. Ohne Tadel ist seine Politik
nicht gewesen; doch hat er seinem Zeitalter Gutes im gehäuf-
ten Maße bereitet, und sein Name glanzt darum in den Jahr-
büchern der Geschichte, so lange man große Männer ehrt.
Joseph 2. wollte ihm Nachkommen und gleichstehen, sah
aber am Ende seine schönsten Plane wie Wasser zerrinnen.
Sein größtes Verdienst ist, daß er mit denselben das Glück der
Völker bezweckte. Er wäre vielleicht größer als Friedrich gc-