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1. Geschichte des teutschen Volkes - S. 480

1837 - Oldenburg : Schulze
480 Neunter Zeitraum. auch mit den Polen eine mißliche Bedeutung gegeben. Das war ungefähr um die nämliche Zeit, als Joseph 2. starb. Leopold 2. war gewohnt, mit ruhigerer Besonnenheit den Lauf der Dinge zu überschauen. Zwar zog er deshalb in Böhmen, Mähren, und Gallizien zur Vorsicht eine bedeutende Truppenmacht zur sammen; allein gleichzeitig knüpfte er mit Friedrich Wilhelm freundschaftlichere Unterhandlungen an, welche sodann auf einem Kongresse zu Reichcnbach (27. Jun.) zu einer völligen Ueberein- kunft gediehen. Zwar wirkten die Seemächte auf das Ender- gebniß für beide sehr unangenehm ein, indeß war Leopold um so eher zu größeren Opfern bereit, weil jene ihm zur Wieder- erlangung Belgiens ihre Mitwirkung versprachen. In der That wurde dasselbe auch, nachdem mit den Türken ein Stillstand geschlossen war, mit bewaffneter Hand wicdcrgcwonnen; doch war Leopold billig und klug genug, sie in ihre alten Rechte und Freiheiten wieder einzusetzen (Dec.). Einige Monate nach- her wurden die Lütticher durch das Gouvernement von Brüssel, als Vollstrecker der Kammergerichtsbeschlüsse, zum Gehorsame zurückgebracht und ebenfalls mit vieler Schonung zufriedenge- stellt (I. 179t Febr.). Unterdeß waren von Seiten der beschädigten Ncichsfürsten die Unterhandlungen mit der französischen Nationalversammlung wegen Herstellung der in den Besitzungen des linken Rl)cinufers entzogenen Gerechtsame fortgesetzt worden, ohne ein genügendes Ergebniß zu liefern. Der Reichstag hatte sich dieser Sache mtr sehr lässig angenommen. Das zur Wahl versammelte Kurkol- lcgium that auch nichts weiter, .als den neuen Kaiser um ernst- lichere Berücksichtigung dieser Beschwerden zu bitten. Leopold richtete darauf auch wirklich ein Schreiben an den König der Franzosen, erwirkte aber nichts mehr, als daß die Nationalver- sammlung eine Entschädigung anbot, welche unter den Umstän- den nicht angenommen werden konnte. Die teutschen Fürsten selbst aber entzweiten sich stets mehr in ihren Ansichten über diesen Gegenstand. Auf dem Reichstage, dem der Kaiser neue Vorschläge darüber machte, wurde dieses in einer ärgerlichen Weise offenbar und am Ende kein anderer Beschluß gefaßt, als eine sehr unbestimmte Verwahrung gegen alle Beeinträchtigun- gen der französischen Nation. Indeß schien der Lauf der Dinge in Frankreich die Maß- regeln auf die Dauer von selbst an die Hand zu geben. Seit- dem Ludwig 16. ein Gefangener war, trat die Gefahr des Au- genblicks mit jedem Tage greller ans Licht. Und Leopold hatte nun noch einen Antrieb mehr, als die Aufrechthaltung der bis- herigen Grundsätze. Frankreichs Königin war seine Schwester. Die Klagen und Aufreizungen der Emigranten fanden auch Ge- hör in seinem Herzen. Deshalb nahm er endlich gegen die
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