1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Neunter Zeitraum.
naparte fühlte von seiner Seite eben so sehr, daß er auf einmal
zu viel gewagt, daß er, vor sich, zur Seite und im Rücken von
Feinden umgeben, in großer Gefahr schwebe, falls diesen zur
rechten Zeit Muth und einiges Glück wiederkehrte. Deshalb
gewährte er nicht ungern den Waffenstillstand und ließ sich dann
auch auf förmliche Fricdensunterhandlungen ein. Die vorläu-
figen Bedingungen wurden auch zu Leoben unterzeichnet (18.
Apr.), als eben Hoche und Moreau auch den Rhein wieder
überschritten hatten und nach wenigen Tagen jener vor den
Thoren Frankfurts, dieser bei Ettenheim und auf dem Kniebis
standen. Sechs Monate später (17. Octobr.) kam es zu Campo
Formio zum wirklichen Friedensschlüsse. Deftreich trat in dem-
selben die Reste der spanischen Erbschaft, Belgien und die Lom-
bardei mit Mailand, jenes unmittelbar an Frankreich, dieses an
die neugebildete cisalpinische Republik, dann den Breisgau zur
Entschädigung des Herzogs von Modena ab, gab auch seine
vorläufige Beistimmung zur Abtretung des ganzen linken Rhein-
ufers bis Andernach; dagegen erhielt es Venedig, einige Stücke
zwischen den Erbstaaten, ferner die zwischen Tyrol, dem Gar-
dasee, der Etsch, dem Po und dem Meere gelegene Länderstrccke,
Istrien, Dalmatien und noch einige ficiirere Theile.
Diesem Frieden mußte noch das Reich beistimmen, weil dem
Kaiser für dasselbe mit zu handeln nicht zustand. Daher wurde
schon in Leoben ein Kongreß als das geeignetste Mittel auser-
sehen und die Stadt Rastadt zum Versammlungsorte bestimmt.
Franz unterließ nicht, die Stände wiederholt zu ermahnen, daß
sie dabei ihre besonderen Interessen möglichst auf die Seite le-
gen, um so mehr das gemeinsame Vaterland im Reiche und
dessen Gesammtverbande unter kaiserlicher Hoheit berücksichtigen
möchten. Nach einem Reichsgutachten vom 1.1795 waren 10
Stände: Kurmainz, Kursachsen, Oestreich, Baiern, Würzburg,
Bremen, Hessen-Darmstadt und Baden zur Bildung einer Frie-
dens-Deputation ernannt. Diese begaben sich jetzt nach Rastadt;
außerdem Gesandtschaften der meisten andern Höfe, ohne eigent-
lich unmittelbar zum Kongresse zu gehören.
8. 95.
Der Kongreß zu Rastadt. Zweite Koalition. Neuer Krieg
in Italien und Teutschland. Schlacht bei Marengo und
Hohenlinden. Lüneviller Friede.
Der Kongreß zu Rastadt — am 9. Dec. eröffnet — ist
ein ewiger Schandfleck in den Jahrbüchern der teutschen Ge-
schichte geworden. Er sollte die Gesammtheit des Reiches dar-