1837 -
Oldenburg
: Schulze
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Napoleons Uebermacht. Oestreichs Erhebung und Unglück. 5j3
diesem der geeignetste Zeitpunkt erscheinen. Demnach fing er an zu
rüsten. Biele unverzehrte Kräfte lebten noch in den östreichischen
Staaten, und durch treffliche Borkehrungcn in den verflossenen
Jahren waren sie vielfach gehoben worden. Franz glaubte,
weil es seyn müßte, durch sich allein einen glücklichen Schlag
wagen zu dürfen; 400,000 Streiter wurden bewaffnet, dane-
den 60,000 Mann Landwehr aufgebracht und für den äußersten
Nothfall ein Aufgebot in Masse erlassen. Im April des I.
1809 erfolgte die Kriegserklärung an Frankreich und die Heer-
massen setzten sich in Bewegung. Der Erzherzog Karl zog mit
200,000 Mann gen Baiern, Erzherzog Johann mit 80,000
nach Tyrol und Italien, Erzherzog Ferdinand mit 36,000 gen
Warschau.
In Tyrol zeigten sich die ersten Blutspuren dieses Krieges.
Hier hatten die Bauern in Folge einer Verschwörung beim
Herannahen der Oestreicher unter Anführung Andreas Hofers,
des Sandwirths zu Passeyer, nebst Strands und Speckbachers
sich gegen die Zwinger erhoben. Ihr Muth führte sie zum
Ziele. Hofer nahm den General Kinkel mit 4,000 Baiern ge-
fangen, auch die Besatzung von Jnspruck, und noch ein anderer
Haufe baierischer Reiter mußte sich ergeben. Tyrol wurde be-
freit (April).
Unterdeß hatte Napoleon ebenfalls nicht gesäumt, seine
Kräfte in Bewegung zu setzen. Für ihn standen Italien, Hol-
land, die Fürsten des Rheinbundes, selbst Dänemark und Ruß-
land. Am schmerzlichsten war es, daß teutsche Männer zu
Hunderttausenden sich gegen teutsche Mitbrüder in den Kampf
treiben ließen. Und dieser Kampf war so schwer wie unglück-
lich. Stürmisch drang Napoleon auf die Oestreicher ein und
entwickelte eine Kampfweise voll Kunst und kräftiger Haltung,
daß ihr gar nichts abging, als der Ruhm der guten Sache.
In einer fünftägigen Reihe von Schlachten, bei Pfaffenhofen,
Tann, Rohr, Abensbcrg, Landshut, Eckmühl und Regensburg
(19.— 23. Apr.), zerschlug er die auch tapfer kämpfenden Scha-
ren von Oestreich. Der Erzherzog Karl selbst zog mit dem
Ucberreste gen Böhmen, um auf diesem Wege zum Schutze
nach Wien zu gelangen. Napoleon aber nahm den geraden
Weg zur Kaiserstadt, nur ein unbedeutendes Korps unter dem
General Hiller vor sich hertreibend, und hielt nach geringem
Widerstande durch Erzherzog Maximilian am 13. Mai seinen
Einzug in dieselbe.
Durch des Erzherzogs Karl unerwartetes Schicksal wurde
auch der bereits mehrfach siegreiche Johann zum Rückzüge aus
Italien bis Körmend an der Raab in Ungarn genöthigt, stets
von dem französisch-italienischen Heere verfolgt. Von der an-
dern Seite hatte der Erzherzog Ferdinand bereits Warschau er-
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