1840 -
Münster
: Theissing
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
D i e Deutschen.
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legung der Kirchenspaltung wieder vereitelt. Kaiser Carl ging nach
Coln, und ließ seinen Bruder Ferdinand zum römischen Könige wäh-
len, d. h. zu seinem Nachfolger im Kaiserthum. Der Kurfürst von
Sachsen protestirte gegen die Wahl, und schloß im März 1531 mit
den lutherischen Fürsten den schmalkaldischen Bund zur Verthei-
digung des protestantischen Glaubens auf 6 Jahre, selbst die reformir-
ten Städte nahm man in den Bund auf. Dieser Schritt der Prote-
stanten bewog den Kaiser, ihnen im nürnberger Relig ionsfrste-
den (Juli 1532) freie Religionsübung bis zu einemallgemeinen Con-
cilium zu bewilligen, nur sollten sie keine neue Mitglieder in ihren
Bund aufnehmen. Dafür folgten auch die protestantischen Fürsten
dem Kaiser nach Ungarn gegen die Türken, und diese flohen, ohne
eine Schlacht zu wagen.
8.
Die Wiedertäufer in Münster.
Bald nach der Stiftung des schmalkaldischen Bundes geschahen
die Grauelthaten der Wiedertäufer zu Münster. Münster, eine reiche
Hansestadt, hatte früh Luthers Lehren angenommen, und der Stadt-
magistrat setzte es durch, daß in den 6 Pfarrkirchen der lutherische
Gottesdienst eingeführt wurde: die Katholiken behielten nur den Dom
und die Klosterkirchen. Mit der Zeit fingen die Katholiken und Lu-
theraner ^ in Münster an, sich brüderlich^ zu vertragen, und viel-
leicht wäre das ganze Bisthum nach und nach lutherisch geworden,
wenn die Wiedertäufergräuel es nicht aus seinem Schlafe geweckt
hätten.
Bernard Roth mann, früher Kaplan zu St. Mauritz vor
der Stadt, jetzt lutherischer Oberprediger zu St. Lambert, der Haupt-
kirche der Stadt, lehrte bald vom Abendmahl nach der Ansicht der
Reformirten, und wollte auch keine Kinder mehr laufen, weil man
nur Erwachsene taufen dürfe. Als die in Holland versteckten Wieder-
täufer von dieser Richtung in Münster hörten, kamen sie schaarenweise
dahin, unter andern Joann Mathiesen, ein Bäcker aus Hartem,
und Joann Bockelsohn, ein Schneider aus Leiden, welche sich
Enoch und Elias nannten, und mit der Narrheit eines tausendjährigen
Reiches Christi die Köpfe in Münster verwirrten. Bald sah man den
ganzen Stadtmagistrat aus wiedertäuserischen Bürgern zusammenge-
setzt, und im Februar 1534 wurden alle Katholiken und Lutheraner
aus der Stadt gejagt. Nun organisirten die Wiedertäufer, während
der Fürstbischof die Stadt belagerte, drinnen ihr Wesen: sie führten
die strengste Gütergemeinschaft und die Vielweiberei ein, und wer sich
widersetzte, der wurde hingerichtet. Der Schneider Joann von Lei-
den wurde zum Könige in dem neuen Israel eingesetzt, und nahm
16 Weiber. Alle Kirchen wurden verwüstet, aller Gottesdienst abge-
schafft, auch die Sonntagsfeier, nur zuweilen hielt man das Abend-
mal auf dem Domplatze.
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