1840 -
Münster
: Theissing
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Die Deutschen.
Was die Franzosen forderten, gehörte Oestreich, und lange wei-
gerte sich der Kaiser. Aber der Kurfürst von Baiern sagte ihm , er
werde doch den Frieden nicht Hintertreiben wollen eines elenden Länd-
chens wegen, welches er gelegentlich wieder erobern könne. Da gab
der Kaiser nach. Nur den Breisgau ließen die Franzosen sich abdin-
gen, und sagten lachend, so lange Frankreich bestehe, habe es keinen
so trefflichen Frieden geschlossen.
Die Schweden waren billiger, begnügten sich mit Vorpommern
und Stettin und 5,000,000 Thaler baar. Der Kurfürst von Bran-
denburg erhielt Hinterpommern, das Erzstift Magdeburg, die
Bisthümer Halberstadt, Minden u. s. w.
Der älteste Sohn des geächteten, nun schon verstorbenen Kur-
fürsten von der Pfalz bekam die Unterpfalz zurück mit der 8ten Kur-
würde, die nun gegründet wurde, weil man Baiern die neue Kur-
würde nicht nehmen wollte.
Nun wurden die Neligionssachen vorgenommen. Hier wurde
lange vergebens hin und her gestritten, und am Ende der passaucr
Vertrag erneuert, doch wurden die Reformirten in denselben ausgenom-
men. Nachdem man 30 Jahre deutsches Blut vergossen hatte, stand
man wieder auf demselben Punkte, wie vor dem Kriege. In Hinsicht
der Kirchengüter wurde beschlossen, jede der drei christlichen Confes-
si'onen in Deutschland (katholische, reformirte, lutherische) solle diejenigen
Kirchengüter behalten, die sie am 1. Januar 1624 besessen habe —
daher dieses Jahr das Normaljahr hieß — nur Osnabrück solle
abwechselnd einen katholischen und protestantischen Bischof haben, der
protestantische aber aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg gewählt
werden, und während seiner Regierung Osnabrück in katholisch-geist-
lichen Sachen von Münster abhangen.
Ferner wurde im westfalischen Frieden den deutschen weltlichen
Fürsten das erbliche Eigenthum ihrer Länder zugesprochen; sie hörten
auf, Vasallen des 'Kaisers zu seyn, und wurden völlig souverain.
Deutschlands Band der Einheit war zerrissen.
Endlich wurden die Schweiz und die vereinigten Nieder-
lande als unabhängige Republiken anerkannt.
Der westfälische Friede wurde unterzeichnet den 24sten October
1648, als der Unterfeldherr Königs mark eben die kleine Seite
von Prag eroberte. Die Friedensnachricht beschloß die letzte Scene
des 30jährigen Krieges in Prag, in derselben Stadt, wo der Krieg
vor 30 Jahren entstanden war.