1840 -
Münster
: Theissing
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Zweiter Zeitraum.
Vom westfälischen Frieden bis zur fran-
zösischen Revolution.
(I. Ehr. 1648— 1789.)
(141 Jahre.)
I. Die Deutschen.
§- 49.
Kaiser Leopold I.
Kläglich sah es in Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege aus.
Wiele Landschaften waren unbewohnte Wüsten, fast alles baare Geld
war verschwunden, fast jede Stadt mit einer ungeheuren Schuldenlast
beschwert, auch das enge Band der deutschen Fürsten mit dem Kaiser
zerrissen, und Deutschland jedem feindlichen Nachbar geöffnet. Seit
dem traurigen Kriege fanden bei den Deutschen die feineren Sitten
und Moden der Franzosen Eingang; doch hatten die Schrecken des
langen Krieges den Deutschen auch die Vergänglichkeit der irdischen
Güter gezeigt, ihren Blick auf das Himmlische gerichtet, und eine
äußerst religiöse Stimmung in ihnen erweckt. Nie war der Eifer,
fromme Stiftungen zu machen, in Deutschland größer, als gleich nach
dem 30jahrigen Kriege, und es that auch noth, weil fast alle frühe-
ren milden Stiftungen vernichtet waren.
Kaiser Ferdinand Iii. regierte nach dem Kriege noch 9 Jahre
verständig und ruhig. Die Schweden behielten noch 2 Jahre 7 Weichs-
kreise besetzt, ja das Münsterland noch 6 Jahre, und saugten es furcht-
bar aus, bis der neue Fürstbischof Bernard von Galen sie durch
gütlichen Vertrag zum Abzüge bewog. Carl von Lothringen setzte
den Krieg nach Mannsfeld's Art langer fort, eroberte mehrere Festun-
gen am Rhein, und bot sie dem Kaiser für 300,000 Thaler zum
Kauf. Der Kaiser mochte den Frieden nicht stören, und bewog die
rheinischen Fürsten, die 300,000 Thaler zusammen zu bringen, und so
ihre Festungen wieder zu kaufen.
Als Kaiser Ferdinand Iii. starb (1657) wurde sein ältester Sohn
als Leopold I. ohne Schwierigkeit römischer Kaiser, obschon Lud-
wig Xiv. von Frankreich sich ungemein um diese Würde beworben
hatte. Leopold regierte 47 Jahr, und that in dieser langen Zeit
(1658 —1705 wenig für die Würde des deutschen Reiches, so gut-
müthig und fromm er auch war. Ludwig Xiv. war ihm an
Schlauheit weit überlegen. Dieser nahm den Spaniern erst einen