1840 -
Münster
: Theissing
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
418
Zweiter Zeitraum.
Den 5. Mai 1705 starb Kaiser Leopold, und sein ältester Sohn
Joseph I. bestieg den Kaiserthron, erklärte auch, er werde den Krieg
für seinen Bruder Earl aus allen Kräften fortsetzen, und seinen Bun-
desgenossen immer treu bleiben. Der Prinz Eugenius wurde nach
Italien geschickt, Malborough an den Niederrhein, wo die Franzosen
in Holland einbrechen wollten.
Malborough fand den französischen Marschall Billeroi bei Lö-
wen verschanzt, und lockte ihn in die Ebene beim Dorfe Ramillies
(spr. Ramiljeh), und brachte ihm den 23. Mai 1706 dort eine große
Niederlage bei: 20,000 Franzosen wurden getödtet oder gefangen,
88 Kanonen, 80 Fahnen, die Kriegeskasse und alles Gepäck erbeutet.
Drei Monate vergingen, ehe die Franzosen, welche der Niederlage ent-
ronnen waren, sich wieder sammeln konnten. Marlborough säuberte
alle spanischen Niederlande gänzlich von den Franzmännern, und ließ
sie in Brüssel Carl 111. huldigen.
So war eine Provinz Spaniens den Franzosen entschieden ge-
nommen. Eine andere entriß ihnen Eugenius in demselben Jahre in
Italien. Die Franzosen in Italien zählten 60,000 Mann, und bela-
gerten Turin, die einzige Stadt, welche der Herzog von Savoyen
noch belaß. Aber Eugenius mit nur 24,000 Mann zog von Ve-
rona heran, Turin zu entsetzen, zu ihm stießen 18,000 Mann des
Herzogs von Savoyen; das verbündete Heer war nun 42,000 Mann
stark. Von diesem Heere befürchteten die 80,000 Franzosen nicht ein-
mal einen Angriffs. Aber den 7. Septemb. Morgens 4 Uhr, als der
Tag noch nicht dämmerte, rückte Prinz Eugenius gegen die Linien vor
Turin, auf einmal erdonnerten alle Kanonen seiner Leute zugleich,
dann schwiegen sie einige L>ecunden, dann krachten sie wieder alle zu-
sammen. Der alte Dessauer stieg mit seinen Preußen zuerst über die
Mauer. Der Sieg war entscheidend, über 10,000 Franzosen lagen
auf der Wahlstatt, die übrigen flohen über die Alpen nach Frankreich
zurück, nicht 2000 Mann blieben von der großen Armee zusammen:
ganz Oberitalien war von den Feinden gesäubert, die zweite spanische
Provinz für Oestreich errungen.
Jetzt kam die Reihe an Neapel. Dorthin schickte Eugenius den
Feldmarschall Daun mit nur 8000 Mann, denn Neapel verabscheute
die französische Herrschaft. Nur auf eine Festung mußte man Sturm
laufen, in Neapel wurden die Kaiserlichen mit Kränzen und großen
Humpen Weins in den Straßen bewillkommt.
Die dritte Provinz Spaniens war den Franzosen entrissen, schon
drangen die Verbündeten in Frankreich ein, und belagerten im Som-
mer 1707 Toulon zu Lande und zu Wasser, aber dieser Zug miß-
lang, weil der Herzog von Savoyen das Landvolk in Frankreich durch
seine Härte erbitterte: um nicht zu verhungern, mußten die Verbün-
deten von Toulon ablassen. Aber dem Marschall Villars begegnete
dasselbe zu gleicher Zeit in Deutschland: vor Hunger mußte er das
Land räumen.