1840 -
Münster
: Theissing
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Die Spanier und Portugiesen. 421
ehrliche König verabscheuete solches aber, und den 23. Decemb. 1711
wurde der genannte König von Spanien, Erzherzog Carl, als Carl Vi.
zum Kaiser gekrönt.
Nun ließ Ludwig die Königin» von England fragen, ob sie viel-
leicht Frieden schließen wolle. Sie antwortete: «Recht gern!» doch
möge man Ehren halber noch die Holländer fragen. Den Holländern
ließ Ludwig nun sagen, wenn sie eine Idee zum allgemeinen Frieden
hätten, so möchten sie diese mitthcilen, und man wolle sehen, ob man
sie dem allerchristlichsten Könige vorlegen dürfe — übrigens könne man
auch von einer andern Seite leicht zum Ziele kommen. Welche höh-
nische Sprache!^ England entwarf schon die Präliminarien mit Frank-
reich, die Holländer durften nur den Congreßort zum Friedensschlüsse
bestimmen, und sie wählten Utrecht (spr. Uetrecht). Anna von Eng-
land bestimmte als Termin den 12. Januar 1712.
Ueber ein Jahr dauerten die Verhandlungen, ehe der Frieden
von Utrecht den 13. April 1713 unterzeichnet wurde. Dieser lau-
tete, der französische Prinz solle König Philipp V. von Spanien und
Indien bleiben, jedoch Spanien und Frankreich niemals unter einem
Könige vereinigt werden — England solle Gibraltar, Minorca, die
Hudsonsbay und viele Inseln Westindiens haben — Preußen erhielt
ein Stückchen Landes in Geldern und die Anerkennung seiner Königs-
würde, Savoyen die Insel Sicilien als ein Königreich <später ge-
gen Sardinien ausgetauscht), und die Anwartschaft auf Spanien,
wenn das neue spanische Königshaus aussterben sollte, was bis jetzt
(1835) noch nicht geschehen ist. Vom Kaiser war im Uetreckter Frie-
den gar nicht die Rede, und als der Friede unterzeichnet wurde, ver-
ließ der kaiserliche Gesandte die Stadt mit der Erklärung, daß sein
Herr diesem schändlichen Frieden nimmer beitreten könne.
Deswegen lud der Marschall Villars den Prinzen Eugenius
im Februar 1714 nach Rasta dt, ob man sich nicht über einen end-
lichen Frieden verständigen könne. Der Friede zu Rast a dt wurde
unterzeichnet den 6. März 1714, in demselben erhielt Oestreich von
der spanischen Erbschaft doch Neapel, Sardinien, die spanischen Nie-
derlande (von jetzt an östreichische Niederlande genannt), auch
Mantua, die Häfen in Toscana — also doch ein großes Stück der
spanischen Monarchie — und der Kurfürst von Baiern erhielt seine
Länder und Würden wieder.
Im Rastadter Frieden war das heilige römische Reich (Deutsch-
land) nicht eingeschlossen, welches ja auch Frankreich feierlich den Krieg
erklärt hatte. Aber im Frieden zu Baden den 7. Sept. 1714
wurden die Friedensschlüsse von Utrecht und Rastadt vom deutschen
Reiche angenommen, und auch Deutschland erwarb etwas dadurch, das
Dorf Kehl, Straßburg gegenüber, welches die Franzosen Herausgaben.
Dafür hatte Deutschland 14 Jahre einen blutigen Krieg mitgemacht.
Aber auch Leiden.bessern Menschen, bessern ganze Länder, und so wol-
len wir fest glauben, daß auch der spanische Erbfolgckrieg für Deutsch-
land nicht ohne sittlichen Segen gewesen seyn wird, wenn auch nicht
zum äußeren Wohle.