Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Weltgeschichte für die katholische Jugend - S. 429

1840 - Münster : Theissing
Die n ord isch en Staaten. 429 lange hagere Gestalt: dabei trug er gelbe Unterkleider, große Reit- stiefeln, lederne Handschuhe, deren Stulpen bis an die Ellbogen reich- ten. Er trank weder Wein noch Branntwein, und aß die geringste Kost. Sein ernster Blick verkündigte Stolz und Kühnheit, doch war er gegen die Seinigen leutselig. Im Frühlinge 1702 rückte Carl in Polen ein, und bald mußte König August Ii. sich in sein Kurfürstenthum Sachsen zurückziehen. Als Polen erobert war, ließ Carl den Grafen Stanislaus Les- czinsky (spr. Leschtschinsky), einen Mann von 27 Jahren und edeln Gemüths, zum Könige von Polen wählen und krönen. Bald kam Au- gust mit einem sächsischen Heere nach Polen zurück, seinem Gegner die Krone wieder zu entreißen, und fand auch noch großen Anhang in Po- len. Jahrelang schlugen sich August und Stanislaus in Polen herum, Schlachten wurden geliefert, Städte verbrannt, reiche Bürger zu Bett- lern gemacht, und nichts war entscheidend. Carl nahm an diesen Feldzügen nicht Theil, sondern siel in Sach- sen ein, den abgesetzten Polenkönig in seinem Erblande zur Abtretung Polens zu zwingen. Als er den sächsischen Boden betrat, fand er ganze Dörfer menschenleer, aber seine gute Mannszucht erwarb den Schweden bald Zutrauen. Ein Soldat, der einem Bauer ein Huhn genommen hatte, wurde gehängt, eben so einer, der sich einer Mulde geronnener Milch bemächtigt hatte. Um die Schweden aus Sachsen zu schaffen, kehrte August aus Polen zurück, und schloß mit Carl den 24. Septemb. 1706 den Frie- den zu Altranstädt, in welchem er seinen Ansprüchen auf Polen entsagte, von dem Bündnisse gegen Schweden abstand, und den Gra- sen Patkul, der die Coalition gegen Schweden gestiftet, und jetzt als Peters Gesandter am sächsischen Hofe war, auszuliefern versprach. Nach Abschluß des Friedens blieb Carl doch noch ein Jahr in Sach- sen, seine Soldaten zu erquicken, sie neu zu kleiden und durch Contri- butionen zu bereichern. Was sollte der arme Kurfürst machen? Carl zwang ihn sogar, an Stanislaus Lesczinsky einen Glückwunsch zur pol- nischen Krone zu schreiben. Ende August's 1707 verließ Carl Kursachscn, und brach durch Schlesien und Polen in Rußland ein. In Polen ließ er den unglück- lichen Patkul rädern. Während Carl 1702 — 1707 nun in Polen und Sachsen be- schäftigt gewesen war, hatte Peter die schwedischen Landschaften an der Ostsee erobert, Jngermannland, Liefland und Esthland? Im Städtchen Marienburg in Liefland lernte er die Martha ken- nen, Tochter eines litthauischen Bauers, damals die Frau eines schwedischen Dragoners: sie gefiel ihm, er verstieß gleich seine bishe- rige Gemahlinn, und heirathete das Mädchen von Marienburg unter dem Namen Cat harina, welcher ihr beigelegt wurde, da sie zum griechischen Glauben übertrat. — In Jngermannland an den Ufern der Newa, also auf schwedischem Boden, legte Peter am Psingst- feste (27. Mai) 1703 den Grund zu einer neuen russischen Haupt- stadt, St. Petersburg genannt, die unter seinen Nachfolgern eine der prächtigsten Städte des Erdbodens geworden ist. Petersburg,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer