1840 -
Münster
: Theissing
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Die n ord isch en Staaten.
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lange hagere Gestalt: dabei trug er gelbe Unterkleider, große Reit-
stiefeln, lederne Handschuhe, deren Stulpen bis an die Ellbogen reich-
ten. Er trank weder Wein noch Branntwein, und aß die geringste
Kost. Sein ernster Blick verkündigte Stolz und Kühnheit, doch war
er gegen die Seinigen leutselig.
Im Frühlinge 1702 rückte Carl in Polen ein, und bald mußte
König August Ii. sich in sein Kurfürstenthum Sachsen zurückziehen.
Als Polen erobert war, ließ Carl den Grafen Stanislaus Les-
czinsky (spr. Leschtschinsky), einen Mann von 27 Jahren und edeln
Gemüths, zum Könige von Polen wählen und krönen. Bald kam Au-
gust mit einem sächsischen Heere nach Polen zurück, seinem Gegner die
Krone wieder zu entreißen, und fand auch noch großen Anhang in Po-
len. Jahrelang schlugen sich August und Stanislaus in Polen herum,
Schlachten wurden geliefert, Städte verbrannt, reiche Bürger zu Bett-
lern gemacht, und nichts war entscheidend.
Carl nahm an diesen Feldzügen nicht Theil, sondern siel in Sach-
sen ein, den abgesetzten Polenkönig in seinem Erblande zur Abtretung
Polens zu zwingen. Als er den sächsischen Boden betrat, fand er
ganze Dörfer menschenleer, aber seine gute Mannszucht erwarb den
Schweden bald Zutrauen. Ein Soldat, der einem Bauer ein Huhn
genommen hatte, wurde gehängt, eben so einer, der sich einer Mulde
geronnener Milch bemächtigt hatte.
Um die Schweden aus Sachsen zu schaffen, kehrte August aus
Polen zurück, und schloß mit Carl den 24. Septemb. 1706 den Frie-
den zu Altranstädt, in welchem er seinen Ansprüchen auf Polen
entsagte, von dem Bündnisse gegen Schweden abstand, und den Gra-
sen Patkul, der die Coalition gegen Schweden gestiftet, und jetzt
als Peters Gesandter am sächsischen Hofe war, auszuliefern versprach.
Nach Abschluß des Friedens blieb Carl doch noch ein Jahr in Sach-
sen, seine Soldaten zu erquicken, sie neu zu kleiden und durch Contri-
butionen zu bereichern. Was sollte der arme Kurfürst machen? Carl
zwang ihn sogar, an Stanislaus Lesczinsky einen Glückwunsch zur pol-
nischen Krone zu schreiben.
Ende August's 1707 verließ Carl Kursachscn, und brach durch
Schlesien und Polen in Rußland ein. In Polen ließ er den unglück-
lichen Patkul rädern.
Während Carl 1702 — 1707 nun in Polen und Sachsen be-
schäftigt gewesen war, hatte Peter die schwedischen Landschaften an
der Ostsee erobert, Jngermannland, Liefland und Esthland?
Im Städtchen Marienburg in Liefland lernte er die Martha ken-
nen, Tochter eines litthauischen Bauers, damals die Frau eines
schwedischen Dragoners: sie gefiel ihm, er verstieß gleich seine bishe-
rige Gemahlinn, und heirathete das Mädchen von Marienburg
unter dem Namen Cat harina, welcher ihr beigelegt wurde, da sie
zum griechischen Glauben übertrat. — In Jngermannland an den
Ufern der Newa, also auf schwedischem Boden, legte Peter am Psingst-
feste (27. Mai) 1703 den Grund zu einer neuen russischen Haupt-
stadt, St. Petersburg genannt, die unter seinen Nachfolgern eine
der prächtigsten Städte des Erdbodens geworden ist. Petersburg,