1840 -
Münster
: Theissing
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Die Engländer.
Dienste zahlen, und müssen es noch. Spater sind viele Strafgesetze
zurückgenommen, aber lange noch nicht alle. Daß solche Gräuel mög-
lich waren, beweiset nur, wie mangelhaft die hochgefeierte englische Con-
stitution ist.
Der entthronte Jacob Ii. bedauerte weniger den Verlust seiner
Krone, als die traurige Lage der Katholiken in seinem ehemaligen Kö-
nigreiche. Er starb 1701 zu St. Germain. Sein Sohn Jacob Hi.
erbte seine Ansprüche, und hieß der König Prätendent. Seine
Gemahlinn war Clementine Sobiesky. Zweimal landete er mit fran-
zösischen Truppen in Schottland, aber beide Male vergeblich. Zuletzt
ließ er sich in Rom nieder. Hier wurde ihm ein Erbprinz geboren,
Eduard (1720); ein späterer Prinz Heinrich Benedict trat in
den geistlichen Stand, und wurde unter dem Namen Cardinal von
Work Dechant im Cardinalcollegium. Eduard landete 1745 verkleidet
in Schottland, sah bald eine große Armee um sich, schlug alle eng-
lischen Heere aus dem Felde, und stand endlich nur 20 Meilen von
London. Aber ach! die Hauptschlacht bei Culloden (spr. Köl-
lo^en, die erste Sylbe betont) verlor er (27. April 1746). Fünf
schreckliche Monate irrte der Prinz flüchtig umher, bis eine französische
Fregatte ihn aufnahm. Als 1766 sein Vater starb, hieß er der Prä-
tendent, und verzehrte zu Rom eine Pension von Frankreich und
Spanien. In seinem Alter heirathete er noch eine Prinzessinn von
Stolberg-Gedern, ergab sich dem Trünke, und starb 1788 ohne Kin-
der. Der letzte Stuart, nämlich der Cardinal von Pork; starb 1807,
und mit ihm erlosch das Haus Stuart.
§. 92.
Die Engländer in Ostindien.
In Ostindien hatte schon 1526 der Mongole Sultan Baber
das Reich des Großmoguls gegründet, welches jährlich 225
Millionen Thaler einbrachte, und 209 Jahre bestand. Den Haupt-
stoß brachte ihm der berüchtigte Schah Nadir bei. Dieser, anfangs
Feldherr des persischen Königs Tahmasp, führte nachher eine Räu-
berbande an, warf seinen König vom Throne, und zog dann als Er-
oberer aus.^ Er siegte überall, vergoß Ströme von Blut, und ver-
wandelte Länder in Einöden. Dieser Würger ließ 1739 Delhi zer-
stören, die Hauptstadt des Großmoguls, und 200,000 Menschen ab-
schlachten.
Zwar wurde Schah Nadir nachher ermordet, und der Großmogul
erlangte sein Reich wieder, aber es war geschwächt, und es konnten
sich immer mehr Europäer an den Küsten festsctzen. Die Portugiesen
besaßen nur noch Goa, die übrigen Colonien hatten die Holländer er-
obert. Dann kamen die Franzosen, legten auf Koromandel Pon-
dichery an, und erwarben einen Landstrich von 600 Meilen. Sie
hetzten die Nabob's gegen den Großmogul auf, um sie nachher selbst
zu unterjochen.
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