1840 -
Münster
: Theissing
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Die Franzosen,
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Religion angreift. Er schrieb über Erziehung, und seine eigenen Kin-
der erzog er nicht, sondern ließ sie gleich nach der Geburt des Nachts
aussetzen, daß andere Leute sie erziehen mußten. Das Parlament zu
Paris und der Rath zu Genf ließ den Emil durch Henkershand ver-
brennen, und der Verfasser flüchtete in den Canton Neufchatel. Hier
schrieb er seine Briefe vom Berge, die in Paris ebenfalls zum
Feuer verurtheilt wurden, und ihn auch ans der Schweiz vertrieben.
Nun irrte er wieder umher, war auch einige Zeit in England, und
kehrte heimlich 1767 nach Paris zurück. Je älter er wurde, desto
mehr wuchsen seine Hypochondrie und Menschenscheu. Der Marquis
Girardin gab ihm endlich eine ruhige Wohnung auf seinem Land-
hause Ermen onville bei Paris: hier lebte er noch 2 Monate, und
starb den 2. Juli 1768 am Schlagflusse, da er eben von einem Spa-
ziergange zurückkam. Seine Zimmer ließ man so, wie er sie bewohnt
hatte, seine Leiche wurde dort auf der Pappelinsel in einem bleiernen
Sarge begraben.
Viele andere Schriftsteller in Frankreich, die am Sturze des Thro-
nes und Altars arbeiteten, muß ich übergehen. Den stärksten Damm
gegen ihr Treiben bildeten die Priester, besonders die Jesuiten, welche
noch immer den Jugendunterricht besorgten. Die Jesuiten in Frank-
reich mußten also fallen, und treffende Umstande begünstigten diesen
Plan der Philosophen. Die Pompadour warf einen Haß auf den
Orden, weil der Jesuit de Sacy sich weigerte, sie als seine Beicht-
tochter anzunehmen, wenn sie nicht zuvor den Hof verlasse, zu ihrem
Ehemanne zurückkehre, und ein christliches Leben anfange. Der dama-
lige Minister Choiseul war ein Philosoph, und haßte die Jesuiten
nicht minder. Dazu kam, daß der Jesuit Lavalette, Vorsteher der
Missionen auf Martinique, zum Unterhalte der Missionen Pflanzungen
anlegen, und die Products nach Europa verkaufen mußte, englische
Kaper aber mehrmalen im Kriege seine Schiffe Wegnahmen, wodurch
Lavalette mehrere Kaufleute in Frankreich veranlaßte, Bankerot zu ma-
chen. Diese verklagten den Orden bei den Parlamenten, und diese
beschlossen, die Jesuiten in Frankreich sollten ihre Collegien verlassen,
ihr Ordenskleid ausziehen, aller Ordensverbindung entsagen, und einen
Eid schwören, ihr Orden sey gottlos und den Rechten der Monarchen
zuwider; diejenigen, welche diesen Eid nicht leisteten, wurden mit
50 Th. Reisegeld über die Gränze gebracht, aber nur ein einziger Je-
suit verstand sich zu dem Eide.
§- 97.
Aufhebung des Jesuitenordens.
So weit war man in Frankreich gekommen, als Pabst Cle-
mens Xii!. mit Tod abging. Die bourborsschen Höfe (Frankreich,
Spanien, Neapel) und Portugal wünschten die Aufhebung des Jesui-
tenordens , und durch ihren Einfluß, wie man sagt, wurde der Car-
dinal Ganganelli zum Pabste gewählt, und nannte sich Cle-