1869 -
Erfurt
: Körner
- Autor: Förster, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Paulus um Christi willen viel gearbeitet und gelitten, mehr, denn die andern
Apostel.
2. Göttliches Strafgericht über Jerusalem (70 n. Chr. Geb.). Was
die Juden vor Pilatus bei der Verurtheilung Jesu ausgesprochen hatten, ging
in Erfüllung. Das Blut des Herrn kam über sie uni) ihre Kinder. Bei Jern-
salem begann das Gericht.
Das vormals von Gott so außerordentlich begnadigte Volk der Inden
ging, nachdem es sein eigen Heil an's Kreuz geschlagen hatte, mit raschen
Schritten seinem gänzlichen Verderben entgegen. Gottes heiliges Gesetz ward
verachtet, und die ganze Religion war wenig mehr als eine nur äußerliche
Beobachtung und Ausübung herkömmlicher Gebräuche. Laster aller Art
nahmen überhand und verderbten alle Stände. Jerusalem, die Gottesstadt,
ward ein Schauplatz der Unordnung und Verbrechen. Hier, wie im ganzen
Lande, trieben Räuber und Mörder ihr Unwesen. Grausame, habsüchtige
römische Statthalter drückten das Volk und machten demselben das längst ver-
haßte römische Joch noch unerträglicher. Da entstanden in verschiedenen Ge-
genden des Landes blutige Empörungen, in denen Tausende der Inden er-
schlagen wurden. Das geschah besonders unter dem letzten römischen Statt-
halter, Flor ns, der viele Greuel begangen hatte und, um diese zuzudecken,
das Volk mit Absicht zum Ausruhr trieb. Die römische Besatzung in Jern-
salem wurde vertrieben, und das. ganze Land bis hin nach Galiläa trat unter
die Waffen. Da rückte ein wohlgerüstetes römisches Heer unter Gallus von
Syrien her auf Jerusalem los; aber dasselbe wurde von den Juden geschlagen.
Dieser Vortheil vermehrte den Mnth des in wilder Leidenschaft entflammten
Volkes, und nun nahm die Ungerechtigkeit von Tag zu Tag zu. Räuberban-
den durchzogen das Land und plünderten unter besonderen Anführern Städte
und Dörfer.
Als der Kaiser Nero von dem allgemeinen Aufstande der jüdischen
Nation hörte, sendete er den Feldherrn Vespasianus mit einem Heere von
60,000 Mann nach Galiläa. Viele Tausende der Juden fielen durch das
Schwert der Römer. In Jerusalem und den übrigen Oertern des Landes
häufte sich gleichfalls Aufruhr und Elend. Der Hohepriester Ananias mahnte
vergeblich zum Frieden mit den Römern; er wurde von den Räuberhorden
umgebracht. Bald aber geriethen die Bandenführer unter einander selbst in
Streit und bekämpften sich. Da nahm das Elend zu in der Stadt. An
heiliger Stätte wurde viel Blut vergossen, und Unzucht und Plünderung hör-
ten nicht auf.
Vespasianus war vom Heere zum Kaiser ausgerufen worden ilnd
übergab seinem Sohne Titus die Fortführung des Krieges. Derselbe rückte
im 70. Jahre nach Ehr. Geb. mit seinem wohlgerüsteten Heere vor Jerusalem
uni) schlug am Oelberge, wo Christus über die Stadt geweint hatte, sein Lager
ans. Titus versuchte es, das Volk auf gütlichem Wege zur Unterwerfung zu
bringen, allein umsonst. Da begannen die Römer die Belagerung. Wälle
wurden aufgeworfen und Schutzdächer aufgebaut, unter die man Mauerbrecher
brachte, welche in starken Seilen schwebend mit eisernen Köpfen gegen die
Mauern pochten, um Löcher hineinzubrechen oder sie einzustürzen. Die Inden
wehrten sich hartnäckig'und machten wilde Ausfälle, die vielen Römern das
Leben kosteten. Titus selbst kam wiederholt in die größte Gefahr. Zweimal