1869 -
Erfurt
: Körner
- Autor: Förster, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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bekräftigt: „So ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und softimglied
Wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit" (1. Kor. 12, 26).
2. Wie es mit dem Gottesdienst gehalten worden. Das Leben der
Christen war, wie ein alter Kirchenvater gesagt hat, „ein großes zusammen-
hängendes Gebet." Gleich nach der Ausgießung des heiligen Geistes war der
Tempel zu Jerusalem die Stätte, wo die Neubekehrten sich versammelten
(Ap.-Gesch. 2, 46). Als die Stellung des Christenthums dem Judenthume
gegenüber eine bestimmtere wurde, zog man sich in die Häuser zurück und
diente Gott im Geiste und in der Wahrheit.^ Die Wohnungen der Christen
wurden auch in den heidnischen Ländern, in denen das Christenthum Eingang
gefunden hatte, der Sammelplatz der Bekenner des Herrn. So wird Gajus
zu Korinth ft der Wirth der ganzen Gemeinde genannt (Rom. 16, 23),'und
zweimal (Rom. 16, 5; 1. Korinther 16, 19) ist von einer Gemeinde im
Hause des Aguila und der Priscilla die Rede, wahrscheinlich eben nur
darum, weil diese ihr Haus zu gemeinsamer Erbauung hergaben. In der
Zeit der Verfolgungen mußte man die Gottesdienste in Wäldern, Höhlen und
Grabgewölben abhalten. Erst im 3. Jahrhundert wagte man es, besondere
Gebäude, die später Kirchen genannt wurden, zu errichteu. Man sang bei den
gottesdienstlichen Versammlungen Psalmen und andere geistliche, liebliche
Lieder; hierauf wurde ein Abschnitt aus dem alten Testament oder den Briefen
der Apostel vorgelesen, welcher von dem Aeltesten ansgelegt wurde. Nach ge-
meinsamem Gebete erhob man sich zum Bruderkuß. Nachdem hierauf der
Bischof die Danksagung ausgesprochen, ward das heilige Abendmahl ausge-
theilt. Mit der Feier desselben verbanden sich oft sogenannte Liebesmahle
(Az-npon), d. h. gemeinschaftliche Mahlzeiten zur Erweckung der brüderlichen
Liebe und der Liebe zum Herrn, zu welchen die Reichen von ihrem Ueberfluß
darreichten. Als diese Agapen nicht mehr stattfanden, wurde die Feier des
heiligen Abendmahles doch für einen wesentlichen Theil des öffentlichen
Gottesdienstes angesehen, und die ganze Gemeinde nahm an der Communion
Theil. Sie brachte selbst Brot und Wein als freie Gaben dar. Nachdem die
Katechumenen, welche von der Abendinahlsfeier ausgeschlossen waren, sich ent-
fernt hatten, begann die heilige Handlung mit stillem Gebet. Hierauf traten
der Bischof und die Diakonen an beit Altar und beteten laut; nach jeder
Bitte sprach das ganze Volk: „Herr, erbarme Dich!" Die Diakonen brachten
dann zu jedem Anwesenden Brot und Wein, während die ganze Gemeinde
den Lobgesang anstimmte. Mit dem Segen des Herrn, welchen der Bischof
ertheilte, und den Worten des Diakonen: „Gehet hin mit Frieden!" schloß
die Feier. Den Kranken und Gefangenen der Gemeinde wurde ein Theil
des gesegneten Brotes und Weines durch einen Diakonen in's Haus gebracht.'
Die Aufnahme von Erwachsenen in die Gemeinde wurde nach sorgfäl-
tigem Unterrichte durch die heilige Taufe vollzogen. Anfangs wurden
nur Erwachsene getauft; die Kindertaufe wurde erst später gebräuchlich.
Ursprünglich wurden die Täuflinge ganz und gar in's Wasser getaucht; später,
wie auch sonst wohl schon bei Kranken und in Ermangelung eines Flusses,
begnügte man sich mit Benetzung des Hauptes. Nachdem der Täufling das
ft Korinth, die angesehenste uitd reichste Handelsstadt des alten Griechen-
lands, hente ein kleines, ärmliches Städtchen, liegt am Busen von Korinth.