1869 -
Erfurt
: Körner
- Autor: Förster, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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mit den Worten, die in seines Lebens Freude und Leid so oft sein Wahlspruch
waren: ,,Gelobt sei Gott für Alles!" Der Kaiser Arkadius überlebte ihn
kein Jahr. Nach 31 Jahren wurden die Gebeine des Chrysostomus nach Con-
stantinopel gebracht und mit hohen Ehren bestattet. Als der Sarg vor der
Kaiserstadt landete, beugte sich der damalige Kaiser demüthig über denselbeu
und bat um Vergebung für Alles, was seine Eltern dem theuern Manne
Gottes Nebels gethan hatten.
4. Augustinus. Zu den ausgezeichnetsten Lehrern der alten Kirche ge-
hört der Bischof von Hippoh: Aureli ns Augustinus. Er wurde 354 ¿u
Tagaste, einer kleinen Stadt in Afrika, geboren. Sein Vater war ein Heide
und lebte in allerlei Ausschweifungen und Sünden; die Mutter des Augusti-
nus, die fromme Monika, nahm sich der Erziehung ihrer Kinder mit aller
Sorgfalt an. „Ich vermag nicht zu sagen," äußerte Augustinus einmal, „wie
sie mich liebte, und mit wie viel größerem Schmerze sie mich im Geiste gebar,
als sie, dem Fleische nach, mich geboren hatte." Ein Kind des Schmerzes ist
Augustinus allerdings für seine Mutter gewesen. Der Knabe hatte einen be-
sonderen Hang zum Leichtsinn, zum Spielen, Stehlen und Lügen. Augustinus
sagt später selbst von sich: „Menschen gefällig zu sein, war mir die höchste
Tugend, linb ich sah nicht, wie verwerflich ich war, da ich, um die Lust zum
Spieleu befriedigen, meine Eltern und Lehrer mit unzähligen kleinen
Lügen hinterging." Die Mutter bat ihn, seinen Sinn zu ändern, doch blie-
den ihre Bitten und Vorstellungen meist ohne Wirkung. Der Vater sah die
Thorheiten seines Sohnes mit stillem Vergnügen an, nährte den erwachenden
Ehrgeiz des Knaben und hatte nur den einen Wunsch, seinen Sohn einst auf
der Rednerbühne glänzen zu sehen. Von der hohen Schule zu M ad aur a,
wohin Augustinus gebracht worden war, kehrte er in seinem 16. Lebensjahre
zurück, um ein Jahr lang im Müßiggänge alle Laster zu lernen. Nicht besser
lebte er auf der Hochschule zu Karthago. Der Umgang mit schlechter Gesell-
schaft , der Besuch der Schauspiele trieben den Jüngling immer tiefer in das
Verderben hinein. Endlich gerieth der durch die Lobsprüche seiner Lehrer eitel
gemachte Augustinus in die Hände der Manichäer. Die heilige Schrift,
welche er kurz vorher ergriffen hatte, blieb ihm ein verschlossenes Buch, weil
er nach seinem eigenen Geständniß hochmüthig zu suchen wagte, was nur der
Demüthige finden kann.
Augustinus kehrte in seinem 21. Lebensjahre nach Tagaste zurück, um
hier als Lehrer der schönen Wissenschaften anfzutreten. Monika sah mit tiefem
Schmerze auf den Lebenswandel ihres Sohnes hin und flehte zu Gott Tag
und Nacht mit Thränen. Sie ging zum Bischöfe der Stadt und bat ihn, ihren
Sohn zu retten. Derselbe sprach zu der trostlos weinenden Monika: „Laß
ab! So wahr du lebst, es ist nicht möglich, daß ein Kind so vieler Thränen
verloren gehe!" Da Augustinus in Karthago, wohin er sich wieder begeben
hatte, nicht den gehofften Ruhm fand, so entschloß er sich, nach Rom zu gehen.
Die Mutter ahnte, welchen neuen Gefahren ihr Sohn in der Weltstadt ent-
gegen ging, und bat ihn inbrünstig, von diesem Plane abznstehen. Augustinus
J) Hippo, zum Unterschiede von mehreren gleichnamigen Orten Hippo regius
genannt, war eine alte Königsstadt in der nordafrikanischen Landschaft Numidien
und lag am mittelländischen Meere.