1869 -
Erfurt
: Körner
- Autor: Förster, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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der Kirche nicht gewachsen. Das Unglück Lrach mit allen seinen Schrecken
herein. Bettelmönche zogen in großer Zahl von Lyon aus in das Reich und
predigten den Kreuzzug gegen den Kaiser; reicher Ablaß wurde denen ver-
heißen, die von dem mit Fluch beladenen Friedrich abfallen würden; der
Papst wußte von den Geistlichen aller Länder große Summen Geld zu ge-
winnen, um den Krieg gegen die Hohenstaufen zu beginnen. In Deutschland
erhoben zuerst die geistlichen Fürsten sich und erwählten gegen Konrad, Fried-
rich's Sohn und bestimmten Verwalter des Reiches, einen neuen König in
dem Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen (1246). Mit dem Gelde
des Papstes stellte dieser, der vom Volke spottweise der Pfaffenkönig genannt
wurde, ein bedeutendes Heer gegen Konrad in's Feld, konnte aber nichts aus-
richten. Schon im Jahr darauf starb Heinrich, und Graf Wilhelm von
Holland wurde vom Papste und seinem Anhänge als neuer Gegenkönig auf-
gestellt. Run wurde die Unordnung immer größer.
Während Konrad und Wilhelm in Deutschland sich bekriegten, nahm
auch in Italien der Krieg seinen ungestörten Fortgang. Friedrich machte
große Anstrengungen, seine Feinde zu überwinden; aber ein Unfall nach dem
andern traf den Kaiser. Besonders schmerzlich war für ihn die Gefangen-
nahme seines Sohnes Enz io. Dieser herrliche, ritterliche Jüngling fiel im
Schlachtgetümmel in die Hände der Bolognesen. Die größten Anerbietungen
reichten nicht hin, dem Sohne die Freiheit zu verschaffen. Enzio mußte drei-
undzwanzig Jahre im Gefängnisse bleiben, bis der Tod ihn erlöste. Solche
trübe Erfahrungen brachten den vielgeplagten Kaiser an den Rand des Grabes.
Friedrich starb (1250) in den Armen seines Sohnes Manfred und wurde
zu Palermo begraben. Manfred setzte in Italien und Konrad in Deutschland
den Krieg fort.
Während der Kaiser in Italien für die Behauptung seiner Rechte kämpfte,
wurde Deutschland durch einen furchtbaren Feind bedroht. Die Mongolen
drangen durch Rußland und Polen nach Deutschland vor, und Schlesien erfuhr
zuerst die Verwüstungen dieser Fremden. Herzog Heinrich der Fromme,
der Sohn der heiligen Hedwig, trat ihnen bei Liegnitz, wo heut Wahlstatt
liegt, entgegen. Am 9. April 1241 kam es zur Schlacht. Heiurich starb den
Opsertod für die Rettung des Vaterlandes, und die Mongolen wendeten
sich nach Ungarn, wo sie unendlichen Frevel und furchtbare Verheerungen
anrichteten.
§ 25. Die letzten Hohenstaufen: Konrad Iv. (1250—1254)
und Konradin (f 1268).
Rach Friedrich's Tode hatten die Hohenstaufen seinen Sohn Konrad
zum Könige gewählt; aber Italien war gegen ihn in vollem Aufstande. In
Deutschland stand Wilhelm von Holland noch als Gegenkönig da und kämpfte
gegen Konrad. Plötzlich starb Konrad (1254) und hinterließ nur einen zwei-
jährigen Sohn, Konradin, d. i. der kleine Konrad, genannt. Die italieni-
schen Besitzungen gingen an Manfred, Konrad's Bruder, über, den aber
der Papst nicht anerkennen mochte, sondern mit dem Banne belegte. Als hier-
auf der Papst die Krone verschiedenen Fürsten anbot, fand sich endlich Karl
von Anjou, der Bruder des französischen Königs, bereit, sie als päpstliches