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1. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 122

1869 - Erfurt : Körner
122 der Krieg geführt. Zündeten die Deutschen ganze Dörfer an und warfen Weiber und Kinder in die Flamme, so steckten die Hnssiten deutsche Gefangene in ausgepichte Fässer und verbrannten sie. Gleich im Anfänge des Krieges zerfielen die Hnssiten in zwei Parteien: in eine gemäßigte fcalirtinerf von calix, d. i. Kelch) und eine heftige (Taboriten), die sich zuletzt selbst anfeindeten. In äußerer Noth reichten sie sich freilich zur Abwehr des Feindes die Hände. Das mußte das kaiserliche Heer (1422) bei Deutschbrod*) erfahren, wo dasselbe völlig geschlagen wurde, und Sigismund mit genauer Noth durch die Flucht entkam. Nach dem Tode Ziska's (1424) führten Procopius der Große und Kleine den Kampf weiter; die Uneinigkeit der Hnssiten wuchs. Man unterschied nun vier Parteien (Prager, Taboriten. Horebiten und O-Ichchln_i,t.en oder Waisen), unter denen die der Waisen (— so genannt, weil sie ihren Vater Ziska verloren hatte —) die wildeste war. Der Krieg wälzte sich bald über die Grenzen des Landes hinaus. Die Böhmen sahen sich für das ,, auser- wählte Volk Gottes" an, das in „Kanaan" wohne und berufen sei, die „Kananiter" zu vertilgen. 1431 errangen sie bei Riesenberg in Böhmen abermals einen vollständigen Sieg über die Kaiserlichen. Unter Procop's des Großen Führung brachen die erbitterten Horden durch die Lausitz in die Mark ein und trugen Schrecken und Verwüstung in die Gegenden längs der Oder. Berlin blieb von ihnen verschont; das Städtchen Bernaus hielt sich wacker gegen den Feind, bis des Kurfürsten Sohn, Friedrich, es aus seiner gefahr- vollen Lage rettete. Endlich sah man ein, daß die Böhmen mit Waffengewalt nicht zu be- kämpfen seien; aus dem Coneil zu Basel (1433) schritt man zu fried- lichen Unterhandlungen. Die hussitische Gesandtschaft verließ zwar Basel, da man die gestellten Forderungen nicht bewilligte, aber zu Prag einigte man sich über folgende Punkte, die unter dem Namen der Basler oder Prager Compactatzen bekannt sind: 1) Spendung des heiligen Abendmahls unter beiderlei Gestalt; 2) die freie Predigt in der Landessprache; 3) strenge Kir- chenzucht unter den Geistlichen; 4) Verzichtleistung der Geistlichen auf die Kirchengüter. Weil die Taboriten und Orphaniten von diesen Festsetzungen nichts wissen wollten, so traten ihnen die Calirtiner heftig entgegen und been- digten durch die Schlacht bei Böhmischbrodd (1434), in welcher auch die beiden Procope umkamen, den unseligen Streit. Als aber der Papst und der Kaiser sich erst von dem schlimmsten Feinde befreit hatten, hielten sie auch den Calirtinern die Versprechungen nicht. Mit List und Gewalt wurde die katho- lische Lehre wieder in ganz Böhmen eingeführt, und die Calirtiner wie die Taboriten wurden als Ketzer verfolgt. Ein kleiner Theil der Taboriten hielt fest an Hussens Lehre und führte eine schöne einfache Kirchenordnung unter sich ein. Das waren die böhmisch-mährischen Brüder, die sich trotz aller Verfolgungen 300 Jahre lang erhielten. Im Vertrage zu J'glau^) (1436) 0 Deutschbrod liegt in Böhmen, südöstlich von Prag. Bernau liegt nordöstlich von Berlin. Böhmischbrod liegt in Böhmen östlich von Prag. 4) Iqlan, eine Stadt im Königreiche Mähren, liegt an der böhmischen Grenze und der Jglawa.
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