1869 -
Erfurt
: Körner
- Autor: Förster, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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sich zum Haupte einer neuen Kirche. Er hob die Klöster des Landes aus,
nahm deren Güter in Besitz und verfolgte alle, die sich seinen Ansichten nicht
anschließen mochten, Katholiken wie Reformirte. Auch unter den nachfolgen-
den Regierungen dauerten die Religionsunruhen fort, bis Elisabeth
(1558) den englischen Thron bestieg. Nun hörten die Verfolgungen der
Reformirten aus. Elisabeth hatte eine traurige Jugend gehabt; denn sie war
von einer Partei für eine unberechtigte Königstochter erklärt und nach Hin-
richtung ihrer Mutter wie eine Gefangene behandelt worden. Besondere
Härte der Behandlung hatte sie von ihrer eigenen Schwester erfahren müssen,
welche Königin des Landes war. Als diese starb, wurde Elisabeth mit lautem
Jubel als Königin in London empfangen. Ihre vornehmste Sorge ließ Elisa-
beth die Ordnung der religiösen Wirren sein. Sie führte die anglicanische
Kirchenverfassung mit Strenge ein, und die so entstandene Kirche wurde
die bischöfliche oder Episkopalkirche genannt.
Eine entschiedene Feindin fand Elisabeth in Maria Stuart, der
Königin von Schottland, welche Ansprüche aus den englischen Thron zu haben
vermeinte. Auch in Schottland hatte die Reformation Eingang gefunden,
besonders seit der feurige Prediger John Knor aufgetreten war. Als die
der römischen Kirche ganz ergebene Maria Stuart den Thron bestieg, hatte
die Reformation bereits den vollständigsten Sieg über den katholischen Glau-
den davon getragen. Maria war eine kurze Zeit Königin von Frankreich
gewesen, kehrte aber nach dem Tode ihres Gemahls nach Schottland zurück.
Sie hatte am französischen Hofe ein genußreiches Leben kennen gelernt; als
sie dasselbe auch in Schottland fortsetzen wollte und ihren Eifer für den katho-
lischen Glauben merken ließ, wendete sich ein großer Theil von ihr ab. Da
trat ein Ereigniß ein, welches den Haß der Schotten gegen die Königin her-
vorrief. Maria hatte sich mit dem Grafen Darnley vermählt. Die Ehe
war jedoch nicht glücklich, und als Darnley mit einer Anzahl Verschworener
eines Tages in das Zimmer der Königin trat und vor deren Augen den ita-
lienischen Sänger und Günstling der Königin, Rizzio, tödtete, da bildete
sich die Abneigung Maria's gegen ihren Gemahl zum größten Hasse aus. Da
ward Darnley plötzlich krank und zu seiner Erholung auf ein nahes Landgut
gebracht. Die Königin pflegte ihn, so schien es, mit aller Sorgfalt und war
immer um ihn. Nur an einem Abende kehrte sie nach dem Palaste zurück,
um an dem Hochzeitsfeste eines Hoffräulein theilzunehmen. In derselben
Nacht sprengte Bothwell, ein neuer Günstling der Königin, das Haus, in
welchem Darnley lag, in die Luft. Der Gemahl der Königin kam um. Das
Volk beschuldigte Maria der Theilnahme an dieser That, und diese Beschul-
digung schien gerechtfertigt, da Maria kurze Zeit nachher sich mit Bothwell
vermählte. Der Adel des Landes erhob sich zum Aufstande. Bothwell mußte
fliehen, trieb ein unstätes Leben, siel in dänische Gefangenschaft und starb als
Wahnsinniger im Kerker. Maria wurde gefangen genommen und des Thrones
entsetzt. Sie entfloh zwar aus der Haft und versuchte mit Waffengewalt sich
zu behaupten, aber ihre Truppen unterlagen. Da begab sich die Königin nach
England und suchte den Schutz Elisabeth's nach. Elisabeth gerieth dadurch
in große Verlegenheit. Der Rath der Königin hielt es für gut, Maria
gefangen zu halten, bis der Streit mit ihren Unterthanen geschlichtet sein
würde. So geschah es. Da brachen bald Verschwörungen in England aus,
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