1865 -
Berlin
: Hertz
- Autor: Hahn, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
sehr strenge Kriegszucht Angeführt, beim Exerciren viel Prügel aus-
getheilt und jedes Vergehen sehr hart, besonders mit den grausa-
men Spießruthen bestraft.
Dem König war viel an der Ausbildung eines tüchtigen Ofsi-
zierkorps gelegen; er ließ die Offiziere nicht mehr von den Obersten
aussuchen, sondern er selbst stellte sie an, nachdem sie eine strenge
Prüfungszeit durchgemacht. Er suchte unter ihnen besonders auch
das Gefühl der Standesehre hervorzurufen, welches seitdem die preu-
ßische Armee auszeichnet; ebenso war er bemüht, unter den Sol-
daten einen ernsten religiösen Sinn und die nothwendigste Bildung
zu befördern.
Die Staatsverwaltung unter Friedrich Wilhelm. So
sehr auch das Soldatenwesen des Königs Lieblingsneigung war, so
hat er doch darüber keine der übrigen wichtigen Pflichten eines ge-
wisienhaften Regenten versäumt: vielmehr führte er in jeder Bezie-
hung ein redlich landesväterliches Regiment und legte in vielen Din-
gen den Grund zu heilsamen neuen Staatseinrichtungen. Uni der
ganzen Verwaltung einen besseren geregelten Gang und tnehr Ein-
heit zu geben, setzt er eine obere Staatsbehörde „das General-Ober-
Finanz - Kriegs - und Domninendirectorium" oder kurzweg „Gene-
raldirectorium" ein, in den einzelnen Provinzen aber sogenannte
„Kriegs - und Domainenkammern". Behufs der Verbesserung der
Finanzen suchte er vor allen Dingen die Einnahmen der königlichen
Domainen zu erhöhen. Ferner war er für die Hebung des Wohl-
standes der Landleute eifrig bemüht, und schasste alle unnützen Be-
lästigungen derselben, den häufigen Vorspann und dergleichen ab.
„Ich will nicht," schrieb er, „daß die Herren Räche in den Pro-
vinzen mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren." Um die wüst
und unbebaut liegenden Aecter in Preußen wieder zur Blüthe zu
bringen, zog er Colonisten unter den günstigsten Bedingungen da-
hin. Eine besonders gute Gelegenheit hiezu gab der Schutz, den er
den wegen ihres evangelischen Glaubens verfolgten Salzburgern
angedeihen ließ. Bis auf 15,000 an der Zahl siedelten sie sich in
Litthauen, um Memel, Tilsit, Gumbinnen an, wo ihnen Aecker
und Wiesen überlassen, auch das nöthige Vieh und Geräth gegeben,
Kirchen und Schulen errichtet wurden. So erhob sich an den Gren-
zen des Reichs eine neue Schöpfung deutscher Cultur.
Der Ausbau der Städte lag dem König ebenso am Herzen,
besonders die Verschönerung der Hauptstadt, wo er die reichen Ein-