1856 -
Moers
: Rhein. Schulbuchh.
- Autor: Kappe, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
§. 49. Heinrich Viii. -j- 1547; und Elisabeth f 1603. 75
war kein Segen in Allem, was der Mann that, der Gott und sei.
nem Evangelium widerstanden hatte. Der reiche Philipp ward am
Ende so arm, daß er seinen Bedienten den Lohn nicht ausbezahlen
konnte und daß man in den Kirchen eine Kollekte für ihn sammeln
mußte. Das war schon eine harte Strafe für den Tyrannen. Sie
kam aber noch härter. Philipp ward krank, und siehe! bald er-
kannte man mit Grausen: es war Sulla's, es war Herodis Krank-
heit! — Der elende, schrecklich gequälte Mann ließ sich in das Es-
korial bringen. Das half ihm aber auch nichts. Erst nach den ent-
setzlichsten Qualen verließ seine arme Seele den halbverfaultm Leich-
nam, und ging an ihren Ort.
§. 49. Heinrich Vih. f 1547; und Elisabeth f 1603.
Als Karl V. noch lebte, regierte in England sein Vetter Hein-
rich Viii. Der dünkte sich, er wäre ein gelehrter Mann, und schrieb
in diesem Dünkel ein Buch gegen Luther. Darüber lobte ihn der
Papst und nannte ihn „einen Vertheidiger des Glaubens!"
— und diesen schönen Titel, aber anders gemeint, führen die Könige
von England noch jetzt. Später wollte sich Heinrich gerne von
seiner Frau scheiden lassen, weil sie ihm nicht mehr gefiel. Das
wollte aber der Papst nicht haben, denn die Ehescheidung ist in der
katholischen Kirche verboten. Was that nun König Heinrich? Er
hatte einen harten Eigenwillen, und sagte: „Der Papst hat mir
nichts zu befehlen. Fortan soll er sich gar nicht mehr um mein
Land bekümmern!" und nun sing er an, die Klöster aufzuheben,
erlaubte Jedermann, die Bibel zu lesen, und zeigte den Geistlichen
an, sie hätten nur ihm, nicht aber dem Papste zu gehorchen. Mit
einem Wort: Er führte die Reformation ein. So regiert und wendet
Gott auch die bösen Absichten und Werke schlechter Menschen, ' daß
Gutes daraus erwachsen muß. Das nützt freilich den bösen Menschen
nichts, und wehe denen, die da sagen: Lasset uns Böses thun, da-
mit etwas Gutes daraus erwachse.
Viele Engländer hatten die erhaltene Erlaubniß, die Bibel zu
lesen, treulich benutzt, und das hatte, wie in Deutschland, erst die
echte Reformation herbeigeführt, und in ihrem Herzen ein göttliches
Leben angefacht. Aber nun kam eine Trübsalszeit über sie. Heinrich
des Viii. Tochter, Maria, die einige Jahre nach ihres Vaters
Tode zur Regierung kam, hielt streng an der alten Weise, und hätte
gern das neu erwachte Leben völlig ausgerottet. Darum verheirathete
sie sich mit dem gleichgesinnten Philipp Ii. von Spanien, und that