1856 -
Moers
: Rhein. Schulbuchh.
- Autor: Kappe, Ernst
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
130 §• 77. Kriege in Holstein, Ungarn und Italien.
1851 die tapfer» Herzogthümer ganz in die Gewalt des Königs von Dänemark.
Oestreichische Truppen zogen nach Holstein hin, nöthigten die Statthalterschaft
zum Rücktritt und zwangen das Land, nach Auflösung der Armee, zur völligen
Unterwerfung unter den König von Dänemark. Derselbe verfährt seitdem
gewaltsam in den Herzogtümern, setzt deutsch gesinnte Beamte und Geistliche
ab, und thut alles Mögliche, um in Schleswig die deutsche Sprache und
jede Annäherung an Deutschland unmöglich zu machen.
Wie die Herzogthümer Schleswig und Holstein ihre verfassungsmäßige
Selbstständigkeit gegen den König von Dänemark vertheidigten, so suchten die
Ungarn ihre alte Verfassung und ihre alten Rechte und Privilegien gegen
Oestreich in einem Freiheitskampfe zu wahren. Im Frühjahr 1848 waren die
Ungarn mit vielen Forderungen dem Kaiserthron nahe getreten, und der alte
Kaiser Ferdinand hatte ihnen viel bewilligt, was man später, besonders als der
junge Franz Joseph zur Regierung kam, nicht meinte halten zu können, ohne
die Einheit des ganzen östreichischen Kaiserstaates daran zu geben. So wnchs
die Empörung der Ungarn, und als man von Wien aus noch nichts gegen sie
thun konnte, bekämpfte sie Jellachich, der Ban von ßroatien; aber der Aufstand
in Ungam nahm noch immer mehr zu, bis eudlich am 14. April 1849 Un-
garn zur Republik erklärt und Kossuth zum Präsidenten derselben gemacht
wurde. Ein östreichischer General nach dem andern ward gegen die tapfer»
Ungarn geschickt, aber alle wurden besiegt und keinem gelang die Unterwerfung
der kühnen Magyaren. Endlich kamen die Russen dem jungen Kaiser zu
Hülfe, und nun wich der ungarische Oberbefehlshaber Görgey der Uebermacht
und ergab sich den Russen in Vilagos im Juli 1849. Da der Präsident
der Republik, Kossuth. kurz vorher abgedankt, dem General Görgey die ganze
Leitung der Regierung übergeben hatte und nach der Türkei geflohen war, so
war nun die Unterwerfung Ungarns überhaupt entschieden, und der östreichische
General Haynau übernahm es, mit großer Grausamkeit das arme Volk zu
strafen. Er ließ viele der Vornehmsten und Edelsten aufhängen und suchte
durch die größte Strenge jede Regung der Freiheit im Lande niederzuhalten.
Ungarn fügt sich nothgedrungen, und ist einstweilen dem östreichischen Kaiser-
hause wieder gesichert, dessen gegenwärtiges Haupt durch freundliche persön-
liche Begegnung sich demselben beliebt zu machen sucht.
Eben so glücklich ist der östreichische Staat der drohenden Gefahr der Zer-
stückelung in Italien entgangen. Der Theil von Nord-Italien, der zu
Oestreich gehört, die Lombardei, siel in der Zeit allgemeiner Bewegung ab,
und versuchte selbstständig zu werden. Der König des benachbarten italienischen
Landes, Carl Albert von Piemont und Sardinien, unterstützte den Aufruhr
und eroberte fast die ganze Lombardei. Aber im Juli 1849 eröffnete der alte
östreichische Feldmarschall Radetzky einen kühnen Feldzug gegen König Carl
Albert, besiegte ihn öfter, besonders bei Navara, nöthigte ihn zur Abdankung
zu Gunsten seines Sohnes Victor Emanuel, und brachte die ganze Lom-
bardei wieder in die Gewalt Oestreichs. Das widerspenstige Land ward strenge
gezüchtigt und namentlich die Hauptstadt Mailand, die immer noch feindliche
Elemente gegen Oestreich in sich schloß, was sich z. B. auch in einem bald
unterdrückten Aufstandsversuch im Februar 1853 zeigte. Auch dort wirkt jetzt die
Anwesenheit des Kaisers sehr versöhnlich, besonders durch eine allgemeine Amnestie.
Auch im mittler» und südlichen Italien gab es Aufruhr und Krieg in den
Jahren 1848 und 1849. Pius Ix., der 1846 Papst geworden war, hatte
alsbald ein freisinnigeres Regiment eingeführt, aber die Volkspartei ward ihm
zu mächtig: feine guten Absichten wurden verkannt und gemißbraucht, und int
November 1848 floh er aus Rom. Die ewige Stadt wurde zur Republik