1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Allgemeiner Urberblick.
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Geschichte, und ist in der That auch nicht viel mehr als Sage oder
Mythe, welche aber, obgleich durch das dichterische Gewand und durch
die glühende Bildersprache des Morgenlanders noch unkenntlicher ge-
worden, dennoch für uns einen sehr erheblichen Werth hat, indem sich
aus ihr einestheilö die geschichtlichen Fakten wenigstens annähernd ab-
strahiren lassen, anderntheils uns aber auch zum Beweise dient, wie die
Völker und die gesaminte Menschheit wirklich noch im Kindesalter stan-
den. Daher auch die große Dunkelheit und Lückenhaftigkeit der Ueber-
lieferungen. Gleichwohl stellt sich dem Kennerange der damalige
Mensch schon als ein vollendetes Bild dar, es entdeckt an ihm schöne
Anlagen, aber auch große Fehler, jugendliche Thatkraft, aber auch ge-
ringe Erfahrung, Anfänge einer Civilisation, aber auch noch große
Rohheit.
Die Vermehrung des Menschengeschlechtes machte eine weitere
Verbreitung desselben nothwendig. Die Flüsse wurden hier Führer.
Die Verschiedenheit des Klima's und veränderte Verhältnisse 'des Bodcnö
und der ganzen Natur führten Veränderung in den Bedürfnissen und in
den Eigenthümlichkeiten der Menschen herbei. Denn das Klima äußerte
überall Einfluss auf den Charakter und die äußere Form des Menschen.
Mit den vermehrten Bedürfnissen wurden auch immer mehr Laute für
die Mittheilung nothwendig. Diese schieden sich nach und nach in
Dialekte und trennten sich später in Sprachen. Die Familien hiel-
ten sich in Horden zusammen, deren Oberhaupt, Führer, Schiedsrichter
und Gesetzgeber der Stammvater oder der Aelteste des Stammes
war. — So war ein Anfang von staatlichem Leben gemacht. Der aus
seiner feindseligen Jsolirung herausgetretene Mensch entsagte seiner ge-
setzlosen Freiheit, er ward Bürger einer größeren Gesellschaft, eines
Staates; allein was ward ihm dafür? Er richtete seinen Blick auf das
Uebersinnliche, um sein Gemüth zu stärken, er ward Mitglied einer reli-
giösen Genossenschaft; allein was fand er? Auf beide Fragen entneh-
men wir die herrliche Antwort v.rottecks: ,, Neue Leiden hat sich der
Mensch durch beides bereitet, er ist abwechselnd der Anarchie und Des-
potie Opfer geworden, und hat seine heiligsten Ahnungen gegen blinden
Wahn vertauscht. Priester haben seinen aufstrebenden Verstand unter-
drückt, und Fürsten Huben Völker wie Heerden behandelt. Schon-sind
Völkerräuber, Eroberer, Gründer von Weltreichen aufgestanden, und die
Verkehrtheit der Menschen hat ihnen Weihrauch gestreut. Nur ein kleines
Volk — die Juden — bewahrt kümmerlich das Kleinod der reineren
Gottesverehrung, und ein anderes — die Phönizier — zieht die
Friedenskünste dem Ruhm des Krieges vor. Auch sind, besonders im
Abendlande, verschiedene, wiewohl unbehilfliche Versuche sichtbar,
eine freie, rechtliche Verfassung zu erringen."
Allmählich führte der Zufall oder die Beobachtung der Natur oder
auch das mahnende Bedürfniss die Menschen auf Erfindungen. Eine