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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 10

1852 - Leipzig : Wigand
10 Ii. Abschnitt. der Meinungen und eine große Zahl von Schriften handelt über dieses Ereigniß. Die Untersuchungen haben etwa Folgendes ergeben: 1. Die mosaische Sündfluth ist ein historisches Faktum, das auch in der Zeitbe- stimmung ziemlich richtig angesetzt ist. 2. Die mosaische Sündfluth er- streckte sich nicht über die ganze Erde, sondern zu verschiedenen Zeiten haben, bald hier, bald dort große Ueberschwemmungen Statt gefunden, welche der beschränkte Gesichtskreis der Bewohner jener Gegenden stets für eine allgemeine hielt. Gewiss ist, dass die deukalionische Fluth nieht mit der mosaischen zusammenfällt und auch die Nachrichten über die übrigen Wasserfluthen lassen sieh nicht mit dieser identifieiren. 3. Demnach ist Noah nicht der zweite Stammvater der Menschen, für welchen ja auch Deukalion sich ansah, und jeder sich ansehen musste, der sich aus der für allgemein gehaltenen Sündfluth der Erde gerettet hatte. So liegt eine deutliche Sage vor, nach welcher Lisuthrus auf dem chal- daischen Berge dem Wassertode entging. — Den babylonischen Thurm- bau erklärt Herder als eine Unternehmung des ersten Usurpators in einem spottenden Bilde. Sinnreich ist diese Deutung allerdings, aber in dem Sinne Mosis hat sie nicht gelegen. Die Bibel sagt darüber: Es hatte alle Welt einerlei Zunge und Spraehe. Sie zögen aber in die Ebene Sinear und sprachen: lasset uns eine Stadt und einen Thurm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen, denn wir werden vielleicht zerstreut in alle Welt. Da verwirrte der Herr ihre Spraehe, dass Keiner den Andern verstand und also zerstreute sie der Herr in alle Länder. Ungezwungen und vom bibli- schen Texte wenig abweichend ist die Erklärung, dass die Erbauer jenes Thurmes uneinig geworden sind und in Folge dessen auseinander gingen, ohne ihr Werk zu vollenden, worauf sich unter den Menschen natürlich verschiedene Sprachen oder Dialekte bilden mussten. Die drei Söhne des Noah (Sem, Cham und Japhet) theilten sich nun, der Sage nach, gleichsam in die drei damals bekannten Theile der Erde, das heisst, der Stainm Sem blieb dem Ursitze seiner Väter am nächsten, Cham zog, wie schon sein Name andeutet, in die heißesten Erdstriche (Südasien und Afrika) und Japhet (d. i. der Weitver- breitete) wendete sich nach Norden und Nordwesten (Nordasien und Europa). Wenn nun von diesen dreien die Menschheit abstammen soll, so wird es unerklärlich, wie in dem kurzen Zeiträume von etwas über 130 Jahren, welche zwischen der Sündfluth und dem babylonischen Thurmbau liegen, sich große Völker gebildet haben können,_ und wo, nach der Bereehnung eines W h i ft o n die Zahl der Noachiden kaum 8000 (gewiß eine viel zu hohe Zahl) betrug? Auch dies ist ein Beweis, dass die Sündfluth nicht die ganze Erde bedeckt, nicht das ganze Men- schengeschlecht vernichtet haben könne, dass vielmehr jene Völker aus früheren Zeiten stammen müssen, mit denen sich die Noaehiden vermijcht haben mögen. Allein bis jetzt ist es noch keinem Sterblichen gelungen,
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