1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
26
Ii. Abschnitt.
Ionier, Aeolier und Achäer, welche nach und nach den gemeinsamen
Namen Hellenen erhielten. Ueberall erhielten sie vermöge ihrer phy-
sischen Kraft und geistigen Regsamkeit, über die Pelasger, außer in
Arkadien, wo sich letztere unvermischt erhielten, das Uebergewicht. Ihr
Charakter machte sie fähig, eine neue Epoche in dem Leben desgriechen-
Volkes hervorzurufen, die durch abenteuerliche und gefahrvolle Thaten
und Unternehmungen die Bewunderung der Nachwelt errungen hat
und defshalb das heroische Zeitalter genannt wird. Es währte vom 14.
bis ins 12. Jahrhundert v. Ehr.
Sämmtliche, durchgängig ins Gewand der Dichtung gekleidete
Erzählungen aus diesem Zeiträume gruppiren sich theils um kriegerische
oder gefahrvolle Unternehmungen, theils um einzelne Heroen oder Hel-
dengeschlechter. Es bilden sich dadurch gewisse Sagenkreise, deren wich-
tigste sich an Herakles, Theseus, Perseus, den Argonauten-
zug, den Zug der sieben Helden nach Theben und den
heroischen Glanzpunkt, den trojanischen Krieg, schließen. Betrach-
ten wir die einzelnen Sagen.
Herakles ist sicherlich keine historische Person, sondern vielnrehr
das Symbol der höchsten menschlichen Kraft im Kampfe mit den Mäch-
ten der Natur und des Schicksals. In vielen der ihm auferlegten Ar-
beiten sehen wir größtentheils Thaten der hellenischen Volksstämme,
vornehmlich der Dorer, deren Stammheros er vorzugsweise war, z. B.
in der Bezwingung der lernäischen Hyder die Gewinnung fruchtbaren
Bodens durch Schadlosmachung und Vertreibung der wilden Thiere,
in dem Kampfe mit denbebrykern in Mysien oder mit dem trojanischen
König Laomedon die Abwehr von Feinden. — Ebensowenig ist The-
seus eine geschichtliche Person, sondern der Nationalheros der Athener.
Von ihm geht die Sage, dass er die Ortschaften Atticas zu einem poli-
tischen Ganzen vereinigt, die Bürger in drei Klassen getheilt und allen
Bürgern gleiche Rechte gegeben habe, somit der Begründer der Demo-
kratie sei; gewiss ist nur die politische Einigung in der Heroenzeit vor
sich gegangen, das übrige, aber namentlich die demokratischen Staats-
formen sind späteren Ursprungs. Die geschichtliche Basis der Sage von
seiner Bezwingung des Minotaurus auf Kreta ist ungefähr folgende:
Kreta war von den Phöniziern besetzt worden, welche ihren Götzendienst
des Moloch, wobei bekanntlich Menschenopfer gebracht wurden, mit
verpflanzten. Dieses Moloch-Stierbild ist der Minotaurus. Von den
Phöniziern waren aber die auf Kreta angesessenen Hellenen in der
Schisssahrtskunde gefördert worden und erlangten sogar eine gewijse
Thalassokratie, die sich unter Anderm auch über Attica erstreckte, welches
einen Tribut, bestehend aus einer Anzahl von Knaben und Mädchen,
zum Opfer für den Minotaurus entrichten musste. Da sich aber die
Bewohner Atticas durch ihre politische Verbindung gekräftigt fühlten,
befreiten sie sich von diesem schimpflichen Tribute durch einen glücklichen