Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 36

1852 - Leipzig : Wigand
36 Iii. Abschnitt. Elemente, sondern als Dinge, welche für das Leben entweder nothwendig oder demselben feindlich sind. Wohlthätigen Kräften der Natur musste man Liebe und Dank zollen, Gefahr drohende Gewalten musste man sich gewogen machen oder versöhnen. Besonders wurden Flüsse häufig Ge- genstände der Anbetung, aber auch Gebirge und Wälder, weil sie das Gefühl des Feierlichen und Geheimnissvollen erwecken, auch einzelne Berge und Bäume, namentlich die Eiche, die besonders verehrungswür- dig erschien (Dodona; die alten Deutschen), auch geringfügigere Ge- genstände, eine Quelle, ein Stein, ein Klotz, ein Pfahl, ein Schwert, ein Pfeil, gleichviel, ob von der Natur oder von menschlichen Händen entstanden, denn ein Unterschied in diesen Dingen liegt nicht im Wesen des Fetischmus. Auch Thiere erfuhren göttliche Verehrung, je nachdem sie sich entweder als sehr nützlich oder gefährlich erwiesen. Eine edlere Gattung des Fetischdienstes ist die Verehrung der Gestirne, indem sie das Gemüth schon mehr erhebt. Vor Allen er- fuhren die Sonne, die Quelle des Lichts und der Fruchtbarkeit, und der Mond göttliche Verehrung, aber auch die übrigen Sterne, theils einzeln, theils in Haufen, welche dann gemeiniglich Thiernamen erhielten. Diese in den Himmel versetzten Thiere (Stier, Krebs , Löwere.) wurden Ur- sache, dass ihre Repräsentanten auf der Erde ebenfalls angebetet, ja dass jene über diesen ganz vergessen wurden. Endlich gehört dahin auch die Vergötterung der Menschen. Man erkannte nämlich, dass der Mensch unter allen Geschöpfen das edelste und vorzüglichste sei, und belegte daher auch die Götter mit menschlichen Eigenschaften, wenn auch in erhöhtem Maaßstabe. Umge- kehrt hielt man wiederum Menschen, die sich durch ausgezeichnete Ga- den welcher Art hervorthaten, für Göttersöhne oder selbst für Götter. Natürlich folgte bald die Nachbildung der Götter in menschlicher Ge- stalt. Darüber, so wie über den Umstand, dass man die Götter nicht blos mit den Vorzügen der menschlichen Natur, sondern auch mit deren Fehlern belegte, sagt ein geistreicher Franzose: „Wenn es wahr ist, dass Gott den Menschen nach seinem Ebcnbilde geformt, so muss man geste- hen, dass der Mensch ihm Gleiches mit Gleichem vergolten." Die für den menschlichen Geist demüthigendste Erscheinung auf re- ligiösem Gebiete ist der Götzendienst, die Abgötterei in strengem Sinne, welche darin besteht, dass Gegenstände der Natur oder Kunst, ohne den Gedanken an einen denselben untergelegten Gott, als Götter verehrt werden, also der Gott mit dem Bilde vollständig identificirt er- scheint. Besonders verächtlich war der Götzendienst, wenn er von sol- chen Völkern getrieben wurde, die ursprünglich einen reineren Gottesdienst, eine höhere Erkenntniss von Gott hatten, z. B. die Hebräer. Anfänglich war die Gottesverehrung, in welcher Form sie immer auftreten mochte, Sache der Einzelnen, wie noch heutzutage bei ganz rohen Völkern der Fall ist. Dieser Zustand konnte jedoch nicht lange
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer