1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Iii. Abschnitt.
Elemente, sondern als Dinge, welche für das Leben entweder nothwendig
oder demselben feindlich sind. Wohlthätigen Kräften der Natur musste
man Liebe und Dank zollen, Gefahr drohende Gewalten musste man sich
gewogen machen oder versöhnen. Besonders wurden Flüsse häufig Ge-
genstände der Anbetung, aber auch Gebirge und Wälder, weil sie das
Gefühl des Feierlichen und Geheimnissvollen erwecken, auch einzelne
Berge und Bäume, namentlich die Eiche, die besonders verehrungswür-
dig erschien (Dodona; die alten Deutschen), auch geringfügigere Ge-
genstände, eine Quelle, ein Stein, ein Klotz, ein Pfahl, ein Schwert,
ein Pfeil, gleichviel, ob von der Natur oder von menschlichen Händen
entstanden, denn ein Unterschied in diesen Dingen liegt nicht im Wesen
des Fetischmus. Auch Thiere erfuhren göttliche Verehrung, je nachdem
sie sich entweder als sehr nützlich oder gefährlich erwiesen.
Eine edlere Gattung des Fetischdienstes ist die Verehrung der
Gestirne, indem sie das Gemüth schon mehr erhebt. Vor Allen er-
fuhren die Sonne, die Quelle des Lichts und der Fruchtbarkeit, und der
Mond göttliche Verehrung, aber auch die übrigen Sterne, theils einzeln,
theils in Haufen, welche dann gemeiniglich Thiernamen erhielten. Diese
in den Himmel versetzten Thiere (Stier, Krebs , Löwere.) wurden Ur-
sache, dass ihre Repräsentanten auf der Erde ebenfalls angebetet, ja dass
jene über diesen ganz vergessen wurden.
Endlich gehört dahin auch die Vergötterung der Menschen.
Man erkannte nämlich, dass der Mensch unter allen Geschöpfen das
edelste und vorzüglichste sei, und belegte daher auch die Götter mit
menschlichen Eigenschaften, wenn auch in erhöhtem Maaßstabe. Umge-
kehrt hielt man wiederum Menschen, die sich durch ausgezeichnete Ga-
den welcher Art hervorthaten, für Göttersöhne oder selbst für Götter.
Natürlich folgte bald die Nachbildung der Götter in menschlicher Ge-
stalt. Darüber, so wie über den Umstand, dass man die Götter nicht
blos mit den Vorzügen der menschlichen Natur, sondern auch mit deren
Fehlern belegte, sagt ein geistreicher Franzose: „Wenn es wahr ist, dass
Gott den Menschen nach seinem Ebcnbilde geformt, so muss man geste-
hen, dass der Mensch ihm Gleiches mit Gleichem vergolten."
Die für den menschlichen Geist demüthigendste Erscheinung auf re-
ligiösem Gebiete ist der Götzendienst, die Abgötterei in strengem
Sinne, welche darin besteht, dass Gegenstände der Natur oder Kunst,
ohne den Gedanken an einen denselben untergelegten Gott, als Götter
verehrt werden, also der Gott mit dem Bilde vollständig identificirt er-
scheint. Besonders verächtlich war der Götzendienst, wenn er von sol-
chen Völkern getrieben wurde, die ursprünglich einen reineren Gottesdienst,
eine höhere Erkenntniss von Gott hatten, z. B. die Hebräer.
Anfänglich war die Gottesverehrung, in welcher Form sie immer
auftreten mochte, Sache der Einzelnen, wie noch heutzutage bei ganz
rohen Völkern der Fall ist. Dieser Zustand konnte jedoch nicht lange