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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 42

1852 - Leipzig : Wigand
42 Hi. Abschnitt. Göttern, deren Dienste sie geweiht waren, verschiedene geschlossene Ge- sellschaften, bildeten aber keinen eigentlichen Stand, da sie oft instaats- äinter übergingen oder beide neben einander verwalteten, bedurften auch keiner besonderen Vorbereitung dazu, aber körperlich mussten sie ohne Fehl und in moralischer Hinsicht tadellos sein. §. 2. Staats form. Die Staaten des Alterthums standen meist in nicht freundschaftlicher Beziehung zu einander, vielmehr betrach- teten sie sich gegenseitig als Feinde und suchten desshalb einander in Ab- hängigkeit zu bringen. Jeder Staat blieb daher nur so lange selbststän- dig, als er Kraft genug besaß, sich der Unterdrückung durch einen andern zu erwehren. Ob dadurch ein Staat übermächtig wurde, ob derselbe viele andere, verschlang, bekümmerte diejenigen Staaten, welche von der Eroberung nicht berührt wurden, nicht weiter. Die Idee von einem zu erhaltenden Gleichgewichte der Staaten fand sich eben so wenig, als eine verfeinerte Staatskunst, oder eine mit Consequenz durchgesührte und weit hinaussehende Politik, oder ein Streben, den Frieden zu er- halten; wir sehen im Gegenthcil fast alle politische Fragen durch das Schwert lösen und an die Stelle der Staatsklugheit die Leidenschaftlich- keit treten. Die Regierungsform war entweder die Despotie oder die Republik. Jene schied sich in priesterliche und soldatische, diese zeigte alle ihre Nuancirungen von der Oligarchie bis zur Ochlokratie. Konstitutionelle Regierungen gab es damals nicht, der Eigenwille des Herrschers war das höchste Gesetz in den durch Kriegsrecht entstandenen großen Staaten Asiens. Anders war es bei ven Griechen in solchen Staaten, wo ein Einzelner die Tyrannis an sich gerissen hatte. Ein solcher Tyrann musste die bereits festgestelltcn republikanischen Institutionen achten und mit höchfterklugheit verfahren, um dem Volke das Einzelregiment angenehm, wenigstens leidlich zu machen. In Asien waren die Beherrschten eine Heerde Sklaven, in Griechenland hatten sie bereits den Vollgenuß republikanischer Freiheit gehabt; dort war blinder Gehorsam, hier bewusste Vaterlandsliebe die höchste politische Tugend. Die Hebräer lebten anfänglich in patriarchalischer Weise ftamm- und familienweise neben einander und wurden erst durch Moses fester zu einem politischen Ganzen vereint, und obwohl dieser als Gesetzgeber und Befreier aus ägyptischer Knechtschaft des höchsten Ansehens genoss, vermochte er sich doch nicht zum unbeschränkten Herrscher des Volkes, zum Despoten zu erheben, da ihm der im Nomadenleben begründete Freiheitssinn zu große Hindernisse entgegensetzte. Nur wenn er seine Gewalt als Strafbote Gottes, wegen Verletzung göttlicher Gesetze (Ab- götterei) gebrauchte, war es ihm möglich, mit unbegrenzter Souveränität aufzutreten. Die von ihm gegründete Theokratie und die Einsetzung der Leviten als Priestcrkaste bahnten den Weg zu hierarchischem Despotismus. Gleichwohl konnte sich derselbe nicht entfalten, da selbst nach der Er-
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