1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
Bis hierher verfolgte mun seine Laufbahn, abgerechnet die Urithat der
Hinrichtung seines Freundes Philotas und dessen Vater Parmenio,
und die Narrheit, sich für einen Göttcrsohn erklären zu lassen, mit In-
teresse, denn sein blutiges Eroberungswerk, das eine Schicksalsnothwen-
digkeit war, wurde durch schöne Charakterzüge verherrlicht; aber von
jetztab verfallt er in asiatischen Despotismus, in furchtbare Schlemmerei,
die ihn zudem eigenhändigen Morde des Clitus (seines Busenfreundes,
der den Alexander nicht über Castor, Pollux und Herkules stellen will)
und zur Hinrichtung des Kal li si Heues, der sich nicht, gleich den
Asiaten, vor dem Könige niederwerfen wollte, hinriss, und in wilde
Eroberungssucht, die ihn zum indischen Kriege (327—324)
führte.
Als er aber bis an den Hyphasis vorgedrungen war, erwachte in
seinen Kriegern die Sehnsucht nach der Heimath und ein Aufstand der-
selben nöthigte den Alexander, zwischen den Flüssen Indus und Ganges
wieder umzukehren, als er 600 Meilen von Macédonien entfernt war.
Ein Theil des Heeres inachte die Reise zu Wasser bis nach Babylon,
wo man im Februar 323 ankam. Durch die Anlegung neuer Städte
wurde der Handel mit Indien erleichtert und gesichert und die Länder-
und Völkerkunde merklich gefördert.
Gegen.die besiegten Völker verfuhr Alexander mit vieler Scho-
nung. Zur Verwaltung der bürgerlichen Angelegenheiten ernannte er
Behörden aus den Eingebornen der Länder. Die Religion, die Sitten
und Gebräuche ließ er unangetastet, und sicherte sich dadurch die
Ruhe in diesen Staaten und den Gehorsam der vielen bezwungenen
Völker.
Viele kühne Eroberungspläne bewegten vielleicht jetzt noch die
Brust des jungen Eroberers, allein die Pulse seines Herzens sollten bald
still stehen. Der Tod ereilte ihn unvermuthet und plötzlich, am 21.
April 323 vor Christo, im 32. Jahre seines Lebens. Sein kaum ent-
standenes Weltreich, das vom adriatischen Meere bis an den Indus
reichte, stürzte zusammen, und Niemand war kräftig genug, die unge-
heuren Trümmer desselben wieder zu einem Ganzen zu ordnen.
§.4. Geschichte der Nachfolger Alcrander's. Das
Weltreich Alerander's, das selbst von dem stolzen Karthago und dem
mächtigen Rom mit Gesandten beschickt wurde, war mit des Eroberers
Tode verwaiset, denn es war weder im Innern geordnet, noch hatte es
einen kräftigen Beherrscher zu hoffen. Der Bruder Alerander's, Phi-
lipp Arrhidäus, war blödsinnig, sein Sohn Herkules (von
der Barsine) noch Kind, und sein Sohn Alexander (von Rorane) ward
erst nach des Vaters Tode geboren. Daher konnte es nicht fehlen, dass
die Generale und Freunde Alerander's das Reich als ihr Erbe ansahen
und sich bei einer gemeinschaftlichen Berathung in folgender Weise theil-
ten: Perdikkas und Leonnatus wurden Vormünder des Soh-