1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
verschiedenen Staaten verhinderteromö Politik des Theilens undherr-
schens. Erschien dem Gesandten des Pyrrhus der Senat als eine Ver-
sammlung von Königen und flößte er darum selbst den Feinden Achtung
ein, so befällt den Menschen- und Rechtsfreund ein Grauen vor der
Denk- und Handelsweise desselben Senates in späterer Zeit. Unver-
schleiert geberdete sich Rom als die Gebieterin der Welt, schamlos und
treulos knüpfte und brach es geschlossene Verträge, hart und übermü-
thig grausam behandelte es die bezwungenen Könige, z. B. Perseus,
welcher im Gefängnisse nach öjähriger unerhörter Misshandlung starb,
und dem man sogar durch leidenschaftliche Schmähung die Ehre zu rau-
den suchte; init unersättlicher Ländergier erschlich es Testamente, griff es
ohne Ursache andere Staaten an, ja decretirte ohne Weiteres die Be-
sitzergreifung eines Landes, wenn dessen Erwerbung nützlich schien; da-
rum sind die beiden politischen Attentate auf die Freiheit Griechen-
lands linb Karthago's nicht mehr befremdend, sondern nur ein
Zeugniss von der schamlosen Frechheit, zu welcher die frühere Nieder-
trächtigkeit der Politik den Senat voir Rom erhoben hatte, und welche
selbst vor Verbrechen nicht zurückschauderte.
Allmählich hatte sich Karthago wieder erholt, dabei aber auf das
Sorgfältigste jede Gelegenheit vermieden, die Römer gegen sich zu rei-
zen und denselben Gelegenheit zu neuen Streitigkeiten zu geben. In-
dessen lag eö in den Grundsätzen der römischen Politik, auch diesen
Staat noch vollends zu verderben. Der strenge Eato schloss alle Re-
den, welche er im Senat hielt, mit den Worten: ,,Caeteruin censeo,
Cartilagine™ esse delendam.“ Um nun Gelegenheit dazu zu erhalten,
wurde Ma sin issa von Numidien zum Kriege gegen Karthago ange-
regt. Die Karthager mussten sich vertheidigen. Da beschuldigte man
sie, die Friedensbedingungen nicht gehalten zu haben. Die Karthager
gelobten zwar Alles, um nur den Frieden zu erhalten, aber demohnge-
achtet erschien ein römisches Heer in Afrika. Der dritte punì sehe
Krieg begann (149). Die Römer ließen sich alle Kriegsvorräthe auö-
liefern und 300 Geiseln aus den angesehensten Familien stellen. Nun
verlangten sie, die Stadt abzubrechen und dieselbe innerhalb des Landes,
drei Meilen von der Meeresküste, zu erbauen. Dadurch aber wäre
Karthago's Handel und somit die Quelle seines Wohlstandes zerstört
und gänzlich vernichtet worden. Durch solche ungerechte Forderungen
auss Aeußerste gebracht, fassten die Karthager den Entschluss zur letz-
ten verzweifelten Gegenwehr. Eilt numidisches Sold-Heer mtisstc un-
ter Hasdrubal die Römer von der Stadt abhalten, in welcher man das
Holzwcrk von Tempeln und Häusern zu Schiffen verarbeitete und alles
Metall zu Waffen umformte. Selbst die Frauen brachten Opfer für
die Vertheidigung des Vaterlandes. Sie schnitten ihr langes Haar ab
und flochten es zu Sehnen für die Bogen der Krieger. 700,000 Bür-
ger vertheidigten die Stadt, aber das Talent des jungen Cornelius