1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Dritter Zeitraum. I. Abschnitt.
lichen. Die Tempel, Portiken, Triumphbögen, Theater, sowie die
Kloaken, das Capitolium, der Circus marimus geben Zeugniss davon.
Dennoch erreichten sie in mancher Beziehung ihre griechischen Vorbilder
nicht. Griechenland war voll der herrlichsten Schöpfungen der Archi-
tektur und der Plastik und den ungeheuren Reichthum an solchen Werken
kann man daraus erkennen, dass, trotz der großartigen Beraubung durch
die Römer, Delphi allein zu Plinius Zeit noch 3000 Statuen zählte.
Fast eben so sehr strahlte die Herrlichkeit Alcrandria's. Es wird genü-
gen, die Namen der vorzüglichsten bildenden Künstler anzuführen, als:
Praxiteles, Phidias, Skopas, Lysippus, Apelles, Zeuris, Parrha-
sius. Die drei auf eiuander folgenden Säulenordnungen der dorischen,
jonischen und korinthischen entsprechen dem hohen, schönen und üppigen
Baustile. — „Was ließe sich sagen," spricht v. Rotteck, „über die grie-
chische Kunst, das nicht schon viel Mal und besser gesagt worden wäre?
Man erkennt, dass diese Kunst einzig ist, das unerreichbare Vorbild für
alle späteren Zeiten. Man begreift auch, warum dem also ist, und warum
jene Kunst eben so wenig zurückkehren kann, als eine griechische Reli-
gion, Dichtkunst, Verfassung, Sitte, mit allen klimatischen und geneti-
schen Charakterzügen des alten Hellenenvolkes, wieder erstehen kann."
Dritter Zeitraum.
Von der Begründung des Kaiserthums bis zum Untergange desselben in Rom, oder
von Augustus bis Romulus Augustulus (30 v. Chr.—476 n. Chr.).
I. Abschnitt.
Allgemeiner Ueberblick.
-
Wir haben im vorigen Zeiträume die alte Welt in ihrem hellsten
Glanze gesehen, alle Künste und Wissenschaften standen auf höchster
Stufe der Entwickelung, wir sahen Griechenland sich immer herrlicher
entfalten, freilich aber auch untergehen, wir bewunderten Alerander's
Heldenzug, Alerandria's Größe und Gelehrsamkeit, Karthago's Macht
und Todeskampf gegen seine Erbfeindin Rom, und wir begleiteten Rom
durch seine mühsamen Kämpfe bis zur Beherrschung der Welt. Ueberall
fanden wir eine übersprudelnde Kraftfülle des vollendeten Manncsalters
der Menschheit, während der erste Zeitraum noch ganz deren Kindheit
bezeichnet. Ein ganz anderes Bild führt uns dieser dritte Zeitraum vor
die Augen. Die alte Freiheit der Griechen und Röiner war vernichtet,