1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Speciclle Geschichte.
137
Ihm folgte der schon hochbetagte Tacitus, welcher die Werke
des Geschichtschreibers gleiches Namens durch Abschriften vervielfältigte.
Aurel ins Pro bus (276 — 282) verdunkelte durch seine Kriegstha-
ten sogar den Aurelianus, während er in Talent, Tugend und Libera-
lität der Gesinnungen an Marcus erinnerte, iitdem er z. B. als der letzte
Kaiser sich an den Senat um Bestätigung wandte. Ucberall, wo Ge-
fahr drohte, war er an den Grenzen, demüthigte alle Feinde, namentlich
Perser und Deutsche, verstärkte den Grenzwall vom Rhein zur Donau
und fand noch Zeit genug, 70 Städte zu erbauen oder wieder herzu-
stellen und Straßen, Kanäle, Brücken, Weinberge und andere nützliche
Anlagen zu machen. Da er hierzu das Militär verwandte und auf
strenge Kriegszucht hielt, so wurde er von ihm ermordet.
Aurelius Carus, eben so tapfer als sein Vorgänger, aber
minder gütig, wurde, nach der gewöhnlichen Erzählung, vom Blitze
erschlagen (283). Sein milder Sohn Numerianus wurde von sei-
nem Schwiegervater, dessen wilder und wollüstiger Bruder Carinus
durch einen Tribun ermordet. Dadurch wurde
C. Valerius Diocletianus (284 — 305) Alleinherrscher.
Dieser außerordentliche Mann hatte sich aus dem niedrigsten Stande,
fein Vater war Haussklave eines Senators, emporgeschwungen. Kein
Kaiser hat mehr Energie besessen, keiner die Regierungskunst besser ver-
standen, aber in keiner Zeit war auch ein solcher kraftvoller, weiser, in
Geschäften bewanderter, in der Selbstbeherrschung wie in der Leitung
Anderer gleich großer Meister nöthiger als jetzt, wo das Reich im Innern
der Auflösung nahe und von Außen durch den Andrang der Barbaren
auf das furchtbarste bedrängt war. Da er erkannte, dass er allein nicht
im Stande war allenthalben zu wirken, bekleidete er seinen alten Waffen-
genosskn M a r i m i a n u s H e r c u l i u s mit der Würde eines Mitkaiscrs
mit der Bestimmung, dass beide Augusti wären und die volle Kaiserge-
walt gemeinsam besäßen. Der Erwählte verdiente die Würde durch
seine Thätigkeit und Tapferkeit, wenn er auch minder gebildet war.
Aber noch waren die Geschäfte nicht zu bewältigen, desshalb wählte
jeder noch einen Eäsar, jener den M a r i m i a n u s G a l e r i u s , einen
Dacier von niederer Geburt, dieser den Flavius C o n st a n t i u s C h l o -
rus, aus dem Hause des Claudius Ii., beide durch Feldherrnruhm und
letzterer noch durch Mäßigung und Milde hervorragend. Diocletian
blieb die Seele des Ganzen und hatte die unbestrittene Oberherrschaft.
Alle äußeren und inneren Feinde wurden jetzt niedergeschlagen, nur
Carausius hielt sich in Britannien als Kaiser bis an seinen Tod. Der
Senat wurde fortan nicht mehr befragt, die Kaiser berathschlagten nur
mit ihren Ministern. Von nun an wurde der Titel Dominus, welcher
ursprünglich das Verhältniss der Knechtschaft bezeichnet, im Kanzleistile
angewandt, das Diadem und orientalisches Hofgepränge angelegt und
das Niederwerfen vor dem Kaiser eingeführt, wodurch Diocletian dem