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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 305

1852 - Leipzig : Wigand
Allgemeiner Ueberblick. 305 von Heiligen und Legenden Aufforderungen zu grobsinnlichein Fetisch- dienste (Bilderanbetung) und in dein Pompe der Geistlichkeit, welcher zu der Unwissenheit der meisten einen grellen Contrast bildete, das Stre- den hierarchischer Gelüste, mit schrecklichen unterirdischen Kerkern, Mar- terkammern, Folterwerkzeugen einer sich bildenden Inquisition vereinigt, ein himinelanschreicnder Beleg stupiden Glaubenseifers und fanatischer Superstition; dort, auf hohen Felsen, starren uns die Ruinen der Ritterburgen, die Stätten grobwilder Lust und schrecklicher Gewaltthat, ein Spiegel der eisernen Faustrechtözeit, entgegen, und innerhalb dieser Mauern sprechen die Verließe, die Ketten, Schwerter und Geräthschaften roher Gewalt recht vernehmlich von den Thaten der Unholde, die einst darin gehauset. Diese Bilder verlieren nur wenig von ihrer Schroffheit durch einzelne Züge wahrer Frömmigkeit und Wohlthätigkeit in den kirchlichen Gebäuden, oder durch das friedliche und segnende Walten einzelner Frauen und Jungfrauen in den Burgen, nehmen vielmehr nur eine weit grellere Färbung an, wenn man ihnen gegenüber den Zustand der schutzlosen Masse des Volks, bald nur Haufe Leibeigener, darstellt. Das Volk hatte nur das eine Recht, nämlich zu tragen, was Priester- oder Adelsübermuth ihm aufbürdete. So ist der Maaßstab beschaffen, der an das Mittelalter zu legen ist, und nicht, wie die poetisch geschil- derte Minnezeit ihn darstellt, denn in den Burgen der edlen Minne- sänger herrschte kein wesentlich anderes Treiben, als in den übrigen adeligen Zwingmauern. Zwei Verhältnisse sind cs vornehmlich, welche das Mittelalter charakterisiren, das L eh en sw esen und die H i e r ar ch ie, und beide haben ihre Lobredncr gefunden. Noch mehr, man hat selbst die Orda- lien und die Jagdtyrannei vertheidigt. Solche Versuche des Scharf- sinns mögen auf sich beruhen, sie können das Urtheil der Geschichte nicht bestechen. „Es musste wohl eine böse Zeit sein, worin selbst der Aber- glaube zur Wohlthat ward, Pfaffenmacht eine erwünschte Zuflucht blieb, Ordalien die Nothhilfe gegen Stupidität oder Willkür der Richter waren, Unwissenheit die Despotie minder eingreifend machte, Rohheit die Schutz- wehr gegen Jinmoralität in der Politik und im Privatleben war, und Stumpfheit die Noth und Bedrängniss minder empfinden ließ! Das Hauptübel war, dass allenthalben das Volk die Freiheit verloren, ja dass ein wahrer Rechtszustand durchaus fehlte. Viele Hebel erscheinen darum beziehungsweise als Güter, weil sie jenes Hauptübel verschleierten und milderten." Und dies ist das Einzige, was sich als Vertheidigung für die ungeheuren Mängel des Mittelalters sagen lässt, aber darum, dass die Hierarchie wie das Lehcnsweseit, jene Schwerpunkte des damaligen Lebens, vergleichungsweise gegen die übrigen Verhältnisse als Güter erscheinen, werden sie selbst nicht gut, eben so, wie ein plump verzierter, schwerfälliger Pfeiler darum nicht absolut schön ist, weil er zu dein ganzen übrigen Baue zupasst. Das Winderlich, Weltgeschichte. an
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