1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Abschnitt. Specielle Geschichte.
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der Serailsregierung, desshalb machten sich erst die entfernteren, dann die
näheren Theile des Reichs unter eigenen Chalifen von dem Beherrscher
der Gläubigen los und dieser sank bald zum bloßen Oberpriester herab.
Es entstehen eine Menge Dpnastieen, erheben sich zu großer Herrlichkeit
und sinken eben so schnell in Unbedeutendheit zurück. Dagegen machen in
Asien die Turkmanen (Türken) ihren Namen weithin berühmt und schreck-
lich, und ihren Streichen erlag auch endlich das byzantinische Reich,
nachdem sie Jahrhunderte vorher auf den Trümmern des Chalifats
mächtige Reiche gegründet hatten.
Je näher unserer Zeit, desto geringer werden die chronologischen
Fehler und Schwierigkeiten. Erstere beruhen meist auf der Ungenauig-
keit der Schriftsteller, letztere auf dem Gebrauche mehrerer gleichzeitigen
Acren und auf dem verschiedenartigen Jahresanfänge bei den einzelnen
Völkern. Mit dem Jahre 1079 fängt die Aera des Sultan Dschela-
leddin an, welche sich durch genaue astronomische Jahresbestimmung,
die bis auf Secunden und Tertien berechnet ist, mit Frühlings-Anfang
beginnt, 12 Monate zu 30 Tagen und 3 zugesetzte Tage enthält, und
auch richtig berechnete Schaltjahre hat, auszeichnet. Die Abendländer
rechnen von der Geburt Christi, die Oströmer und die Juden von der
Erschaffung der Welt, jedoch mit verschiedenen Jahreszahlen, die Mu-
hamedaner von der Hedschra an und andere orientalische Völker haben
noch andere Acren.
Ii. Abschnitt.
Specielle G e sch i ch t e.
§. 1. Karl der Große und sein Haus. Karl verdient
mit Recht den Beinamen des Großen, denn er zeigte sich groß in seinen
Thaten. Mit Umsicht erfasste er die Bedürfnisse seines Volkes und
seiner Zeit, und führte mit Kraft das Nothwendige durch. Doch auch
der Größte begeht bisweilen Fehler. Desshalb lassen wir für Lob und
Tadel desselben die Handlungen sprechen, welche er während seiner
46jährigen Regierung (768 — 814) vollführte.
Nach seines Vaters Tode übernahm er mit seinem Bruder gemein-
schaftlich die Regierung, und als Karlmann starb, erbte er 771 das
ganze väterliche Reich, und begann nun eine förmliche Umgestaltung
des Staates. Namentlich war er für die Ausbreitung des Christenthums
bemüht. In dieser Absicht begann er mehrere Kriege (772 — 803),
gegen die muthvollen Sachsen, welche für die ererbte Religion und
für die angestammten Gebräuche mit muthvoller Tapferkeit kämpften.
Diese beunruhigten die Grenzen des fränkischen Reichs fast unaufhörlich,
und bedrohten Karl selbst in seiner Hauptstadt Aachen. Sie wurden