1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Spccielle Geschichte.
§. 3. Die westeuropäischen Länder. In Spanien
befreite man sich mit Kraft von dem lästigen Joche der Araber. Die
spanische Freiheit schlug an den Gebirgen Asturiens, wo die Araber in
dem Treffen bei der Höhle von Cavadonga zuerst besiegt worden
waren, gedeihliche Wurzel. Aus den kleinern Staaten bildeten sich
nach und nach zwei größere, Casti lien und Arragonien. Der
ruhmvolle, spanische Held Don Rodrigo Diaz, Graf von Vivar,
gewöhnlich Cid oder el Campeador (derkämpfer)genannt (ff 1099),
machte die maurischen Fürsten von Toledo und Sevilla seinem Könige
Alphons Vi. (1033—1965) zinsbar, und eroberte das schöne Va-
lencia. Auch Portugal verloren die Mauren. Dieses Land wurde
aber erst 1095 unter Heinrich von Burgund eine von Spanien unab-
hängige Grafschaft. Doch ward die Ersireitung des Landes den Chri-
sten nicht eben leicht, dcnir die Mauren hatten einen' eben so heftigen
Religionseifer, als die Christen, oder sie erhielten nicht feiten mächtige
Hilfe aus Afrika, oder die Kraft der Araber erfrischte sich durch Dyna-
stieenwechscl. Die glänzendste Zeit des spanischen Chalifats war unter
Abdorr Ham an 111. (912 — 961), nicht allein durch den Glanz der
Waffen, sondern auch, und noch mehr unter seinem gelehrten Sohne
Hakem Ii. (961—976), durch die herrliche Pflege der Wissenschaften.
Die Hauptstadt Cordova hatte über 1 Mill. Einwohner; das Land
südlich vonr Duero über 25 Mill. Einwohner uird war mit vielen volk-
reichen Städten (darunter mehr als 80 erster Größe) bedeckt und vortreff-
lich angebaut und heitere Geselligkeit verschönte das Leben. Bergbau,
Gewerbfleiß und Handel, besonders mit Constantinopel, standen in der
Blüthe und die Pracht der Hofhaltung und Paläste grenzt an's Fabel-
hafte. Unter Hcd sch am Ii. (976 —1013) hielt der kunstsinnige,
kluge und tapfere Vezier Almanzor, nebst dem Cid der berühmteste
Name in der arabisch-spanischen Kriegsgeschichte, das Reich aufrecht,
aber nach ihm zerfiel cs in viele Staaten durch Selbstbefreiung der
Statthalter. Allein sie erlagen fast jämmtlich dein zu Hilfe gegen die
Christen gerufenen König Jussuf aus der Dynastie der schwärmerischen
Morabethen, welcher demnach nicht nur das gesammte maurische Gebiet
in Spanien, sondern auch Marokko beherrschte (1087). Doch hatten
in dieser Zeit die christlichen Waffen im Allgemeinen daö Uebergewicht,
welches auch die 1120 zur Herrschaft gelangte fanatische Sekte der
Almohaden nicht mehr zu brechen vermochte.
Frankreich zerfiel zur Zeit Hugo Cap et's (987 —996) in
viele fast selbstständige Gebiete, deren Inhaber den König fast nur alö
Primus ínter pares betrachteten und nur durch Hugo's Üebermacht zur
Anerkennung der Lehnsoberherrlichkeit gezwungen werden konnten. Diese
Kronvasallen standen nur in lockerer Lehnsverbindung mit dem Könige,
hüteten sich aber dieses Verhältniss zu brecheir, uin nicht ihren After-
vasallen das Beispiel des Treubruchs zu geben. Ihre Streitigkeiten