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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 328

1852 - Leipzig : Wigand
328 Zweiter Zeitraum. Iii. Abschnitt. entrissen und unter römisch-hierarchische Oberhoheit stellten. Da schrieb der Patriarch Cerularius von Constantinopel einen Hirtenbrief an die apulische Geistlichkeit und verlangte von ihr die Verwerfung des päpst- lichen Ansehens. Der Papst antwortete mit einem Bannflüche, den die römischen Legaten selbst auf dem Altäre der Sophienkirche nieder- legteu (1034) und eine griechische Synode erwiderte den Bannfluch gegen Rom. Beide Bannflüche, welche nimmer widerrufen wurden, trennten die morgenländische Kirche von der abendländischen auf immer, da beide sich ausschließlich als im Besitze der wahren Katholicikät be- trachteten. Spätere, jedoch nur von der Politik herbeigeführte Ver- söhnungsversuche machten den Riss nur noch tiefer und unheilbarer, ja die Kreuzzüge steigerten den kirchlichen Gegensatz zum Nationalhass. - Die Ketzer- und Dogmengeschichte dieses Zeitraums ist verhältniss- mäßig arm an großen Erscheinungen, und die Orthodorie blieb in diesem Zeiträume noch siegreich. Merkwürdig ist die Sekte der Pauli- cianer, welche durch ihr wesentlich protestantisches Auftreten gegen mancherlei Verirrungen und Missbräuche der griechisch - orthodoren Kirche, seit dein 3. Jahrhundert, den Anfang einer großen Reihe von Zeugen der Wahrheit gegen den gesunkenen Zustand der Kirche bildet, einer Reihe, die von da ab nicht wieder abbricht, sich vom Morgenlande nach dem Abendlande verzweigt und endlich mit der Reformation im 16. Jahrhundert endet. Den Apostel Paulus als die Hauptguelle ihres Christenthums anerkennend, haben sie sich jedoch auch durch dualistisch- manichäische Annahme wahrhaft unchristlicher Ketzerei schuldig gemacht. Sie verwarfen die Verehrung der Maria, der Heiligen, der Bilder, des Kreuzes, der Reliquien, das Fasten, das Mönchthum, allen religiösen Cultus und hatten darum mir Bethäuser, aber keine Kirchen, keinen Priesterstand, keine Hierarchie, sondern wollten ihre Kirchenverfassung aus die apostolische Urzeit zurückgeführt wissen. In ihrer Lebensweise hielten sie sich einfach, dennoch warf man ihnen Wollust, Trunkenheit und Schlemmerei, wohl mit Unrecht, vor. Die Sekte entstand im 5. Jahr- hundert, breitete sich aber besonders seit 637 von Samosata, dem Stif- tungsorte , ini östlichen Kleinasien, Armenien rc. so sehr aus, dass die orthodoren griechischen Kaiser, die Sklaven ihrer Priester, sich gemüßigt fanden, schwere Verfolgungen über sie zu verhängen. Vor allen zeich- neten sich aus die ortlwdore Bilderfreundin Theodora, und Basiliuö Macedo, nachdem er vorher von ihnen schwere Demüthigungen erfahren. Kaiser Tzimisces verpflanzte sie um 969 nach Thracien, um die Reichs- grenze zu bewachen, eigentlich aber, weil sie in ihrer Verbindung mit den Türken gefährlich erschienen. Von hier aus verbreiteten üe sich über das Abendland, so dass der Zug der durch das ganze Mittelalter gehenden reformatorischen Bestrebungen deutlich durch die Bulgarei, längs der Donau nach Oberitalien, Südfrankreich und an den Niedcr- rhein verfolgt werden kann. Im Abendlande entstand schon frühe ein
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