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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 329

1852 - Leipzig : Wigand
Culturzustände. 329 Streit über das Geheimniss des Abendmahles. Helle Köpfe verwarfen schon damals die vollkommene Transsubstantiation d^'s Brotes und Weines in das wahre Fleisch und Blut Jesu, so Johann Erigena, der Schotte, und Ratramnus, Mönch von Eorvey. Im 11. Jahrhunderte entstand ein offener S reit zwischen Berengar von Tours und dem be- schränkten Zeloten Lanfrank, welcher die Verwandlung im Wortsinne verfocht. Mehrere Synoden wurden berufen und Berengar zum Wider- ruf gezwungen. Da er denselben aber wieder zurücknahm, so konnte ihn nur seines Freundes Gregor Vh. Gunst vor einem harten Schick- sale bewahren. Endlich 1215 unter den Auspicien eines Innocenz Ul. ward die Transsubstantiation als Dogma verkündet und dem Forscher- geiste katholischer Schriftsteller entrückt. §. 2. Staatsleben. Das Frankenreich unter Karl dem Großen hatte ein Regierungssystem, welches nur so lange bestand, als der Gründer desselben lebte. Denn es gehörte zur Durchführung desselben eine eiserne Faust und eine nie schlummernde Wachsamkeit, und beides ging seinen Nachfolgern ab. Die durch Karl niedergehaltenen Großen des Reichs benutzten die Schwäche der.karolinger dergestalt, dass sie bald unumschränkte Gebieter ihrer Territorien wurden und bei den spä- teren Kaiserwahlen oft mit der Gewalt der Waffen ztlr Anerkennung des gewählten Reichsoberhauptes gezwungen werden mussten. Karl hatte aber auch unverzeihliche Fehler begangen. Statt sich durch Herstellung der zum Thcil schon untergegangenen Allodialfreiheit und dadurch ge- sunkenen Demokratie in einem starken und freien Volke einen mächtigen Bundesgenossen zu verschaffen, oder durch constitutionelle Grundsätze oder Einrichtungen die Aristokratie zu schwächen, glaubte er durch Maaß- regelung dasselbe Ziel zu erreichen; statt durch Nationalversammlungen, oder weil das Reich dazu zu groß war, durch ein Repräsentativsystem, oder wenn dasselbe für seine Zeit noch zu subtil war, durch Ermöglichung einer vom Könige wie vom Adel unabhängigen Volksmeinung dem Adel ein Gegengewicht zu geben, stellte er ihm nur seine angemaaßten Herr- scherrechte entgegen und ließ auch die etwaigen Volksfreiheiten nur aus königlicher Machtvollkommenheit und Gnade bestehen. In ihm lag demnach ein so engherziger Egoismus, welcher nur des Ausdruckes l’état c’est moi bedurfte. Dir Strafe für diese politischen Fehler folgte aui dem Fuße. Seine schwachen und unter sich uneinigen Nachfolger konn- ten nur durch ungeheuere Vorrechte und Bewilligungen deir Adel in der Treue erhalten, und tieier stellte sich dadurch den Königen nur immer trotziger gegenüber. Die Abnahme der Königsmacht war aber selbst- redend auch der Ruin der Volkssreiheit, welche nun ganz ungescheut mit büßen getreten wurde. Das herrliche, freiheitsstolze deutsche Volk war ein Haufe elender Sklavenseelen geworden, und so conseguent führte die Aristokratie, trotz späterer beffercr Kaiser, das Bekneehtungssystem durch, dass die Folgen davon noch heute wie ein Alp auf der Masse des Volks
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