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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 330

1852 - Leipzig : Wigand
330 Zweiter Zeitraum. Iii. Abschnitt. liegen, dass sich das Volk noch jetzt nicbt von seiner tiefen Erniedrigung und seiner politischen Unmündigkeit zu erheben vermag. Das Streben der französischen Könige ging daraus hinaus, nach und nach das ganze Land, dessen Herzöge noch mächtiger und trotziger, als selbst die deutschen Großen waren, zu Thronländern um- zugeftalten. Die ersten Könige aus dem Hause Capet's waren von ihren Vasallen vollkommen abhängig und hoben sich höchstens zum i'rimus Ínter pares empor, ja so gering war des Königs Ansehen noch zu Ludwig Vi. Zeit (1108 —1137), dass es der Graf Thibauld von Chartres wagen durfte, seinen König und Lehnsherrn zum Zweikampfe herauözufordern. Aber gerade unter diesem Könige wurde der erste Grund zur wirklichen Souveränität der Könige gelegt. Während so Frankreich immer mehr der Centralisation entgegen reifte, zerfiel Ita- lien durch die Freiheitsliebe seiner Einwohner, nicht aber, wie in Deutschland, durch den Egoismus der Großen, in viele kleine, meist republikanische Staaten, unter dem Vortritte der sich ittächtig erhebenden Städte. Spanien war ein der Freiheit günstiger Boden, denn einmal hielten die beständigen Kämpfe für Glauben und Vaterland die Natio- nalkraft in Spannung, zum andern wirkte die Theilung des Landes in mehrere Reiche günstig für dieselbe. Allein es fehlten Garanticen für die gemeine Freiheit, welche bald durch den Adel, bald durch das Königthum unterdrückt werden mochte, und die frühe aufgekommene Erblichkeit der Krone selbst auf die Weiber war eine gefährliche Klippe für die Volksfreihcit. Zudem entstand hier in früher Zeit eine innige Verbindung des Thrones mit dem Altare, jedoch erhielt letzterer erst in dem folgenden Zeiträume die gesetzliche Reichsstandschaft. Uebrigens spielte auch in Spanien der Adel die wichtigste Rolle. „Wir, die wir so gut sind, als Ihr, machen Euch zu unserm Könige und Herrn unter der Bedingung, dass Ihr unsere Rechte und Freiheiten beschützet, wo nicht, keineswegs," — also lautete der Huldigungseid der arragonischen Edlen. England hatte in seinem großen Könige Alfred den Be- gründer der Freiheit gefunden, welche selbst nicht durch die harte dänische Regierung unterdrückt zu werden vermochte. Größere Gefahr drohete durch die plötzliche und gewaltthätige Einführung des Lehnssystcms durch Wilhelm den Eroberer. Da aber erkannte das englische Volk die Gefahr, die seiner alten Allodialfreiheit drohete, und gerüstet erwartete cs den Augenblick zur Wiedererlangung seiner Freiheit, welcher mit Heinrich's 1. Thronbesteigung und dessen Ausstellung des Freiheits- gesetzes, cliarta libertatum, erschien. Später musste Johann ohne Land die magna charta ertheilen und somit war des englischen Volkes Freiheit für immer begründet. Ganz anders in Schottland. Hier ward der Adel durch den König und das Volk durch den Adel gedrückt, und so weit ging die Schmach, dass der Adel das jns primae noctis über die unterthänigen Jungfrauen gesetzlich zugesprochen erhielt, und
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